Michaels Reisetagebuch - Michael Schubert berichtet in seinem Erfahrungsbericht über schwere Missstände in Graz/Österreich

»Spiegel«-Korrespondentin in Wien gefesselt und verhaftet

aus »Die Presse«, »Der Standard« und »Falter« vom 27. Juni 2007

Für die österreichische Wochenzeitung »Falter« ist der Fall mittlerweile zu einer kleinen Staatsaffäre avanciert. Die Deutsche Botschaft schickte demnach eine »Note« an Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) und der »Spiegel« wandte sich an Innenminister Günther Platter (ÖVP). Platter wollte sich am Mittwoch zu diesem »angeblichen Vorfall« nicht äussern, kündigte aber eine Untersuchung an. Der Auslandschef des Magazins, Gerhard Spörl, wird mit den Worten zitiert: »Das ist ein Vorfall, den man in einem mitteleuropäischen Land nicht erwarten würde. Wir fordern von der Polizei Aufklärung.«

Am 13. Juni rollte die Reporterin über eine Rote Ampel in der Venediger Au. Anschließend sind laut »Falter« zwei Beamte aus dem Streifenwagen gesprungen und forderten sieben Euro Geldstrafe. Die Frau ärgerte sich über so viel Aufsehen und fand ihren Ausweis nicht. Sie bat die Beamten, im Büro anzurufen. Dort könne eine Sekretärin die Identität ja unbürokratisch klären. Die Beamten, so Kraske, beharrten jedoch auf einem offiziellen Dokument. Weil sie keines vorweisen konnte, wurde sie festgenommen. Man habe sie »wie eine Schwerverbrecherin« behandelt und »auf den Wagen geschmissen«. Die Journalistin versucht sich »loszumachen« und trifft dabei einen Beamten im Gesicht. Laut Polizei eine »Ohrfeige«.

Daraufhin gingen die Polizisten der Schilderung zufolge mit aller Schärfe gegen die Frau vor, drückten sie zu Boden, legten ihr Handfesseln an, einer drückte ihr laut den Angaben sein Knie in den Rücken, »so dass es besonders wehtut«. Es seien auch fremdenfeindliche Äußerungen gefallen. Im Unfallkrankenhaus wurden laut »Falter« später Hämatome und Prellungen diagnostiziert.

In der Führungsetage der Polizei nahm man diesen Protest laut dem Bericht mit Verwunderung zur Kenntnis. Man sei sich »wirklich keiner Schuld bewusst«, sagt ein ranghoher Beamter. »Diese Dame vom 'Spiegel' hätte sich eben den Anordnungen der Polizei fügen sollen.« Der Wiener Polizeichef Karl Mahrer hielt aber fest, dass die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde. Diese ermittle nun gegen die Polizisten, aber auch gegen Marion Kraske. Die Journalistin wurde von den Beamten wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt angezeigt. Wie der ORF am Mittwoch berichtete, wurde ihr eine Strafverfügung über 281 Euro wegen der verschiedenen Verwaltungsübertretungen zugestellt. Das Verfahren gegen die Beamten dagegen war bereits mit 22. Juni eingestellt worden.

»Man muss sich das jetzt einmal anschauen«, kommentierte Mahrer am Dienstagabend den Vorfall im Gespräch mit der APA. »Der Fall wird peinlichst genau untersucht werden.« Aber für sofortige dienstrechtliche Maßnahmen seien die Verdachtsmomente nicht ausreichend.

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Wieder haben die Ausländer alles falsch gemacht! Wieder haben die österreichischen Behörden alles richtig gemacht! Wie lange muss man sich das noch anhören? Was muss noch alles passieren? Der Bericht im »Falter« liefert noch folgende ergänzende Informationen:

- Kraske fordert mehrmals, die Botschaft zu kontaktieren. Der Wunsch wird ihr verweigert. Sie wird stattdessen »wie ein Kartoffelsack« in einen Polizeiwagen »geworfen« und aufs Kommissariat gebracht. Nach etwa zwei Stunden Verhör entlässt man sie. Ein Beamter sagte zu ihr: »Sie gehören in die Psychiatrie!«

- Ihr drohen nun wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt bis zu drei Jahren Haft. Die »Spiegel«- Reporterin war allein, hatte keine Zeugen und die Polizisten werden sich alles notwendige gegenseitig bezeugen. Wie sich das doch alles ähnelt!

Marion Kraske war zwar allein am Tatort; allein ist sie trotzdem nicht. Sie hat ein großes Nachrichtenmagazin hinter sich und sofort einen Rechtsanwalt zur Verfügung. Das macht gewisse Unterschiede!


Menschenverachtende Erfahrungen in Graz/Österreich