Inhalt: I. Ankunft in Graz II. Erste Schikanen der Grazer Behörden (diese Seite ist aufgerufen) III. Drohende Eskalation IV. Erschreckende Erlebnisse in der 'Sigmund Freund'-Klinik V. Wer ist der dicke Mann? VI. Neuer Suizidversuch VII. Vertuschung und Abstrafung VIII. Richtung Winter IX. Mangelndes Vertrauen X. Krankheiten und Schmerzen XI. Epilog Bilder meiner Wohnung Schauerliches aus der österreichischen Presse Stimmen der Leser (Gästebuch) Häufig gestellte Fragen E-Mails an Politiker, Medien & Hilfsorganisationen Auf dieser Seite erfahren die Leser, welchen Stellenwert ein Begriff wie Menschlichkeit für Grazer Behörden hat; wie wenig wichtig Gesundheit und das Menschenleben an sich von den verantwortlichen Beamten angesehen wird. Das eigentliche Grauen an meinen Grazer Erfahrungen ist die Erkenntnis, was eine Stadt mit Menschen in Not in der Lage ist, zu tun. Ein Leben zählt hier nicht viel ...
Der Ombudsmann von der 'Kleinen Zeitung' hatte empfohlen, mich bei der Gebietskrankenkasse freiwillig zu versichern. Das würde monatlich etwa € 75 kosten und dann würde ich wenigstens die Medikamente bekommen, die ich bräuchte. Bis gestern hatte ich noch 'Euthyrox 100' (Schilddrüsenhormone) und 'Nexium 20' (Magenschutz). Die hatte ich noch in Irland verschrieben bekommen. Jetzt sind beide Packungen leer. Gleich um 8:00 Uhr fuhr ich zur Gebietskrankenkasse: Bernd Draxler betonte, dass sei Unsinn, was der Ombudsmann gesagt habe. Ohne je in Österreich gearbeitet zu haben, könne ich mich nicht freiwillig versichern. Mein Eindruck ist schon seit langem: Hier weiß die eine Hand nicht, was die andere tut. Man ist lediglich froh, jemanden an eine andere Adresse abschieben zu können, damit man zügig zu seiner amtlichen Ruhe zurückkehren kann. Von Bürgerservice hat man hier auch im frühen 21. Jahrhundert noch nie jemand etwas gehört. Wie Deutschland ist auch Österreich eine Service-Wüste - das fällt einem nach zwei Jahren in Irland und fünf Jahren in England besonders deutlich auf. Draxler schickte mich (Foto links) stattdessen zur 'Caritas' am Griesplatz bzw. in meine Nachbarschaft, in die Karl-Morre-Straße. Dort würde man Medikamente bekommen können. Am Griesplatz handelte es sich jedoch um ein damals noch geöffnetes Asylbewerberheim (inzwischen geschlossen). Der dort an der Rezeption sitzende junge Mann hatte allein 10 Piercings im Gesicht. Er schaute mich wohl genauso verduzt an wie ich ihn. Er wußte gar nicht, was ich wollte oder wollte es auch gar nicht wissen. Karin hat mein Einschreiben bekommen; will ihre beleidigenden und ehrabschneidenden SMSs natürlich so nicht gemeint haben. Die € 300 gab sie mir aber auch nicht zurück. Zumindest sahen wir uns mal wieder. Wir frühstückten bei schönem Wetter zusammen am Schwarzlsee in Unterpremstetten. Karin hatte neue Ideen. Unter anderem schlug sie vor, meinen Lebenslauf überarbeiten und straffen zu wollen. Der sei zu lang. Sie wollte mit meinem Onkel Heinz in Hamburg hinsichtlich einer Finanzspritze für mich reden. Heute wusste ich noch nicht, dass mein Onkel in einem Jahr sterben sollte. Ich würde ihn lebend nicht mehr zu Gesicht bekommen; Nicht mal zu seiner Beerdigung würde ich fahren können.
Auch heute traf ich mich mit Karin. Ihr 10-jähriger Sohn T. war mit dabei. Am 'Thaler See' (Foto) fuhren wir zusammen Tretboot. Ihr zweiter Sohn, der fast 13-jährige S., war bei einem Freund. Später waren wir dann zu viert beim Schnitzel-Essen. Nicht nur mir fiel sofort auf, dass S. etwas merkwürdig war.
Auch heute war das Wetter schön. Karin, ihre zwei Kinder und ich wollten heute am 'Thaler See' grillen. Das kleine Dorf Thal ist der Geburtsort von Arnold Schwarzenegger. Der Tag ging schnell in ein Desaster über. S. war eifersüchtig auf mich. Er wollte nichts von dem essen, was ich zubereitete. Ich ließ ihn bocken. Aber dann ging er mehrmals auf seine Mutter los. Erst bedachte er sie mit Schimpfworten, später hat er sie dann mit großen Mengen Herbstlaub beworfen. Der Gipfel war jedoch, dass er sie mit seiner Faust voll auf den Rücken schlug. Ich hielt mich deutlich zurück, wußte jedoch nicht, ob das richtig war. Karin blieb ihrem Sohn gegenüber weiterhin sachlich und ruhig. Das nützte aber nichts. Stundenlang änderte sich an der aggressiven Stimmung nichts. Besonders leid tat mir der kleine T., der unter diesen Szenen sichtlich litt. Auf meine zahlreichen Bewerbungen bekam ich entweder nichts zu hören oder eine Absage nach dem Motto, ich sei überqualifiziert. Ausnahme bleiben die Callcenter, die mich nur zu gern zu Vorstellungsgesprächen einladen. So heute Frau Fras vom Callcenter 'Call and Mail' in der Nähe des Schwarzenegger-Stadions. Sie kündigte an, dass ich am Mittwoch (14. September) beginnen könne. Die Schulung erfolgt von Mittwoch bis Freitag (14.-16. September). Erster Arbeitstag wäre dann der Montag darauf (19. September). Hatte heute einen ersten Termin im psychologischen Beratungszentrum in der Granatengasse (Nähe Griesplatz). Psychologe Josef Haider (Foto) machte einen freundlichen und kompetenten Eindruck. Er und seine Praktikantin gaben mir eine Reihe von guten (u.a. Begleitung zu Grazer Behörden, Gespräch mit Sozialarbeiter) und einigen weniger guten Tipps (Fahrkarte zur deutschen Grenze, was nur die Kosten für die Fahrkarte betraf und damit einer Reise ins Nichts gleichkam, denn wo sollte ich wohnen?). Aber meine allgemeine Müdigkeit nahm immer mehr zu. Der Frust überwiegt derart, dass meine Bewegungen sichtlich langsamer werden. Zudem hatte ich gesundheitliche Probleme, weil ich meine Medikamente seit einer Woche nicht mehr habe nehmen können. Von Karin hörte ich immer weniger. Sie hatte kaum noch Zeit. Ab und zu kam mal eine SMS. Hatte heute Mittag einen zweiten Termin bei Herrn Haider und seiner Praktikantin. Er schickte mich in die 'Marienambulanz' der 'Caritas' in der Keplerstraße. Hier sollte ich meine Medikamente bekommen. Dort war es sehr voll. Viele Asylbewerber waren hier und warteten auf einen Arzttermin. Es dauerte lange, bis ich an der Reihe war. Die betagte Ärztin versuchte mir Blut abzunehmen, stach immer wieder zu, schaffte es nach längerer Zeit dann doch. Es wurde ein Blutzucker- und Urintest gemacht. Außerdem wurde mein Blutdruck gemessen. Morgen solle ich noch zum Röntgen ins Gesundheitsamt gehen. Meine Medikamente bekam ich auch hier nicht. Erst müssten die Befunde vorliegen und das dauert eine stolze Woche. Stattdessen bekam ich Placebo-Beruhigungstropfen.
Ich fragte mich sowieso, welchen Sinn Blutwerte haben, wenn das Blut um 14:00 Uhr abgenommen wird; ich also bereits etwas gegessen und getrunken hatte ... Gleich am Morgen erschien ich pünktlich um 8:00 Uhr im Gesundheitsamt zum Röntgen. An der Garderobe hing ein Zettel mit der Aufschrift 'Röntgen'. Er wies zur linken Tür. Dort klopfte ich an, niemand öffnete. Wieder wußte ich nicht, was ich machen sollte. Ich ging in eine andere Tür, wo ich Stimmen hörte. Ein Mann sagte: 'Da sollte aber jemand sein'. Wie von einer Tarantel gestochen, schoß plötzlich eine unverschämte Frau herbei, die meinte, ich müsse halt noch warten. Ihr Ton war eine einzige Frechheit. Ich legte ihr den Röntgen-Zettel auf den Tisch und verschwand. Sie kann sich selbst röntgen. Karin und ich wollten uns heute eigentlich treffen. Sie hatte aber Bedenken wegen S.'s Eifersucht mir gegenüber. Also ließen wir es bleiben. Ich blieb den ganzen Tag im Bett, war vollkommen erschöpft und staunte, wie lange und wie oft ich tagsüber schlafen konnte. Mein Körper gibt allmählich auf. In Irland hatte ich Anti-Depressiva ('Efexor XL' und 'Lexapro') und Schlaftabletten ('Halcion' und 'Trilam') verschrieben bekommen. Die habe ich nicht genommen, sondern gesammelt für den Moment, dass es mir wieder so elendig geht wie 2002 und im September 2003. Damals hatte ich zwei Suizidversuche unternommen - als Folge der Trennung von meiner Freundin, dem gleichzeitigen Verlust (ihrer) Kinder, dem Hund und der Wohnung. Es ist erschütternd miterleben zu müssen, dass ich nach nur fünf Wochen in Graz in solch eine Situation kommen konnte. Auch in Irland ging es mir nicht immer besonders gut, aber bei weitem nicht so schlecht wie jetzt hier. Ich habe tief und fest geschlafen, wachte am Morgen aber normal auf. Ich blieb den ganzen Tag im Bett und schlief immer wieder ein. Gegen Mitternacht nahm ich fünf weitere Schlaftabletten als zweiten Test. Ich schlief bis fast 14:00 Uhr und verpasste so den Termin beim Psychologen Haider, der um 10:30 Uhr gewesen wäre. Ich rief im Beratungszentrum an, sagte, wie schlecht es mir ginge und solle morgen früh einen neuen Termin mit Haider verabreden. Ich rief gleich am frühen Morgen bei Josef Haider an und konnte auch sofort kommen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle wurde mir sehr schwindelig. Das besserte sich dann aber. Haider wollte mich gleich in die psychiatrische Klinik 'Sigmund Freud' einweisen, was offenbar auch ohne Krankenversicherung möglich sei. Aufgrund meiner Erfahrungen 2002 und 2003 wußte ich aber, dass ich so meine finanziellen Probleme auch nicht lösen könne. Ich schlug die Idee nicht aus, meinte aber, es sei vielleicht besser, heute Nachmittag an der Schulung vom Callcenter 'Call and Mail' teilzunehmen. In die Klinik könne ich morgen oder übermorgen immer noch gehen. Um 11:30 Uhr hatte ich dann einen weiteren Termin in der 'Caritas-Marienambulanz'. Ich sollte ein Gespräch mit dem Psychiater Dr. Gerald Ressi (Foto) führen. Doch die Tür der Ambulanz war verschlossen. Auch auf das Klingeln der Glocke reagierte niemand. Natürlich wußte niemand etwas und so war ich nahe dran, gleich wieder zu gehen. Doch unten an der Rezeption rief jemand in der Ambulanz an und so wurde mir zumindest die Tür geöffnet. Wo Dr. Ressi war, wußte allerdings keiner. Ich hörte, wie das Personal zahlreiche Telefonate führte, doch erst nach über einer halben Stunde konnte man ihn erreichen. Er nahm an einer Konferenz im Stadtteil Mariatrost teil, von der er vorher angeblich nichts wußte. Warum man mich aber nicht hat informieren können, bleibt ein Rätsel. Es hieß jetzt, Dr. Ressi sei unterwegs, er käme um 12:30 Uhr. Letztendlich war es 13:05 Uhr, als ich zu ihm durfte. Er war der erste, der sich entschuldigte und für lange Zeit der letzte. Er war sehr freundlich, hörte geduldig zu, bis die Stunde um war. Er gab mir ein Rezept für das Medikament 'Euthyrox 100' und eine Packung 'Nexium 20' aus dem Bestand der Ambulanz. Das war's. Wie es weitergeht? Er hatte offensichtlich auch keine Idee.
Ich hatte heute Morgen um 9:00 Uhr ein weiteres Gespräch bei Josef Haider, der sich gut um mich kümmert. Ich informierte ihn über ein weiteres Vorstellungsgespräch am Montag ('Grazer Zeitung'). Über Nacht gab es einen heftigen Kälteeinbruch. Der Herbst steht jetzt vor der Tür. Ich bekam einen ersten Eindruck, welche Temperaturen mich in meiner Wohnung (Nordseite) erwarten werden. Öl hatte ich immer noch nicht. Das würde mich geschätzte € 350 (für den gesamten Winter) kosten. Soviel Geld habe ich nicht mehr. Heute war es in der Wohnung noch kälter. Von Karin hörte ich kein einziges Wort. Nachmittags schrieb ich diesen Text am Computer und lag ansonsten nur im Bett. Draußen im Vorgarten winselte Hund Benny, das es einem das Herz bricht. Vermieter Wonisch hat ihn wieder allein draußen gelassen - und das bei dem naßkalten Wetter. Ich konnte ihn nicht mir nehmen, weil der Gartenzaun dazwischen war. Weder hat das Sozialamt bisher über meine Berufung entschieden noch habe ich eine Stromrechnung erhalten. Draußen war es naßkalt - und in meiner Wohnung bekomme ich meine Wäsche nicht mehr getrocknet. Um 12:30 Uhr hatte ich einen weiteren Termin bei Psychologe Haider in der Beratungsstelle Granatengasse. Es ging um die Möglichkeiten, zügig eine finanzielle Spritze zu bekommen. Schon um 9:00 Uhr traf ich mich mit Psychologe Haider an der 'Arche 38' am Eggenberger Gürtel in der Nähe des Grazer Hauptbahnhofs. Dort befand sich eine soziale Beratungsstelle. Aber eigentlich war es eine Obdachlosenunterkunft für Männer. Der dortige Sozialarbeiter war bestimmt noch keine 18 Jahre alt und entsprechend wenig konnte er mir helfen. Ich war froh, dass Haider dabei war. Pünktlich um 8:30 Uhr erschien ich im 'Caritas'-Gebäude in der Keplerstraße, wo ich einen Termin bei Frau Geißler in Raum 109 hatte. Es ging um eine einmalige Finanzspritze (siehe gestern). Sie fing aber sofort damit an, dass sie das eigentlich für EU-Bürger bzw. Touristen nicht tun könnten. Sie könnte mir lediglich eine Notunterkunft anbieten bzw. eine Rückfahrt nach Deutschland. Kaum ausgesprochen stand ich auf und ging. Minuten später rief Psychologe Haider an und sagte, die wollen mir jetzt doch € 200 zahlen. Auch davon kann ich nur einen Teil meiner Miete und immer noch kein Heizöl bezahlen. Von weiteren Lebensmitteln im Oktober ganz zu schweigen. Heute morgen traf ich mich mit Josef Haider vor dem 'Caritas'-Gebäude in der Keplerstraße. Gemeinsam gingen wir zu Frau Geißler, wo ich heute -ohne jeden Aufhebens- die zugesagten € 200 überreicht bekam. Auch das Geld wird nicht reichen. Allein für die Miete benötige ich € 280! Das Wochenende ertrug ich nur, in dem ich mir jeweils einen Kinofilm anschaute, obwohl ich dafür gar nicht das Geld hatte. Aber in der kalten Wohnung fällt mir die Decke auf den Kopf. Heute bekam ich nach einiger Nachfragerei endlich die Stromrechnung von 'Energie Graz' zugeschickt. € 40 pro Monat muss ich jetzt an Strom zahlen. Die Tätigkeit bei 'Clientel' ist unter aller Würde. Hatte etwa 100 Calls in nur fünf Stunden. Zum Vergleich: In Irland hatte ich etwa 45 Anrufe in acht Stunden! Niemand freut sich über deinen Anruf; es ist eine einzige Belästigung der Menschen. Und die Zeit ging nicht vorüber! Eine Stunde wurde zur Ewigkeit; jedes noch so kurze Gespräch war eine nervliche Hochbelastung. So, wie es ausschaut, werde ich morgen nicht mehr kommen. Ab 2:00 Uhr dröhnten die Bässe meines Nachbarn unter mir. Alles bebte und in den Schränken klirrten die Gläser. Stundenlang lautstarke Musik! Ohne Unterbrechung. Bis in die frühen Morgenstunden. Auch die Ohrenstöpsel hielten dem Lärm kaum stand. Ohne Arbeit kann ich tagsüber Schlaf nachholen, doch was ist, wenn man morgens um 6:00 Uhr raus und acht Stunden arbeiten müsste? Nebenan ist mein ägyptischer Nachbar vor zwei Tagen ausgezogen. Heute teilte mir die Vermieterin, Christine Wonisch, mit, wie froh sie sei, dass die weg sind. Sie mag keine Ausländer und wolle auch keine mehr! Dabei vergaß sie wohl für einen Augenblick, dass ich auch ein Ausländer bin. Der Ägypter hat sich absolut tadellos verhalten, war ruhig und total freundlich und hilfsbereit. Aber Geld stinkt halt nicht! Psychologe Haider war auch heute noch krank. Von daher hatte ich vor dem Wochenende keinen weiteren Gesprächstermin im Beratungszentrum. |