Michaels Reisetagebuch - Horror in der Grazer 'Sigmund Freud'-Klinik



Inhalt:
I. Ankunft in Graz
II. Erste Schikanen der Grazer Behörden
III. Drohende Eskalation
IV. Erschreckende Erlebnisse in der 'Sigmund Freund'-Klinik (diese Seite ist aufgerufen)
V. Wer ist der dicke Mann?
VI. Neuer Suizidversuch
VII. Vertuschung und Abstrafung
VIII. Richtung Winter
IX. Mangelndes Vertrauen
X. Krankheiten und Schmerzen
XI. Epilog
Bilder meiner Wohnung
Schauerliches aus der österreichischen Presse
Stimmen der Leser (Gästebuch)     Häufig gestellte Fragen
E-Mails an Politiker, Medien & Hilfsorganisationen

Auf dieser Seite machen wir die Bekanntschaft mit Oberarzt Dr. Schwarzl, der besonders eigenwillige Behandlungsmethoden hat, damit es seinen, ihm anvertrauten Patienten besser geht. Anfang November wusste ich noch nicht, dass ich in der Hölle gelandet bin ...
Auf dieser Seite schildere ich ein Verbrechen, das an Widerlichkeit, Feigheit und Niederträchtigkeit kaum noch zu überbieten ist:


Dienstag, 1. November 2005:

Ich akklimatisierte mich nur sehr, sehr langsam auf Station 'PS32'. Die mit weitem Abstand meisten Patienten waren auf normalem Wege nicht ansprechbar. Da heute Feiertag war (Allerheiligen), passierte praktisch nichts. Kein Arztbesuch und keinerlei Therapie! Gestern hatte ich das Medikament 'Trittico 150mg' zur Einnahme verschrieben bekommen. Einziger Pluspunkt war ein Anruf von Karin, über den ich mich sehr freute. Einen Besuch kündigte sie jedoch nicht an.

Mittwoch, 2. November 2005:

Die meisten Pflegekräfte machten einen extrem rüden Eindruck im Umgang mit den Patienten. Besonders die junge Pflegehelferin Heike fiel mir unangenehm auf. Aber auch der erhebliche Arroganz ausstrahlende Robert. Ich hingegen wurde weitgehend in Ruhe gelassen. Heute traf ich auf den freundlichen, Ruhe ausstrahlenden Stationsarzt, Dr. Christian Böhm. Plötzlich schien auch die fehlende Krankenversicherung keine Rolle mehr zu spielen. Und Psychologen, Therapien und Sozialarbeiter gibt es sehr wohl. Da hat mich die Ärztin Draxler vorgestern wirklich nach Strich und Faden angelogen.

Besonders angetan war ich von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Psychologin, Christina Kolman (damals: Mednitzer), die ich heute ebenfalls kennenlernte. Es gab eine kleine Gruppenrunde mit ihr.

Donnerstag, 3. November 2005:

Der rüde Ton einiger Pfleger und Schwestern fiel mir auch heute nachhaltig auf. Mit der Psychologin Mednitzer (jetzt: Kolman, Foto rechts) führte ich ein sehr angenehmes Gespräch. Auch mit der engagierten Sozialarbeiterin, Martina Freismuth, kam ich gut klar. Sie vertritt allerdings ihren abwesenden Kollegen Hamedl, auf den ich in der kommenden Woche treffen würde.

In Zimmer 13 ist die Nachtruhe in den sehr frühen Morgenstunden beendet, wenn Patient Engelbert herumzugeistern beginnt. Zwischen 2 und 4 Uhr morgens wird er munter und begann das Licht immer wieder ein- und auszuschalten. Angeblich war er in seinem 'früheren Leben' Bäcker, womit die frühe Unternehmungslust zu erklären wäre. Er redete angeregt mit sich selbst und versuchte auch den neben ihm liegenden Patienten aufzuwecken.

Freitag, 4. November 2005:

Zweites Gespräch mit der freundlichen Sozialarbeiterin Freismuth, die mir durchaus Mut machte, was die Themen rund um das Sozialamt anging.

Samstag, 5. November 2005:

Die fehlende Nachtruhe aufgrund der latenten Unruhe von Mitpatient Engelbert wird zunehmend zur Belastung. Statt zu schlafen, grübelte ich ohne Ende. Erstmals durfte ich heute das Klinikgelände verlassen, um aus meiner eiskalten Wohnung frische Wäsche zu holen und um meine Post zu kontrollieren.

Sonntag, 6. November 2005:

So langsam lernte ich auch einige nette Mitpatienten kennen, mit denen ich Gesellschaftsspiele spielen und mir so etwas die Zeit vertreiben kann. Johann ist ein erstklassiger Gitarrenspieler, der sein Instrument dabei hatte und den einen oder anderen Hörgenuß bot.

Montag, 7. November 2005:

Heute lernte ich erstmals Oberarzt Dr. Peter Schwarzl kennen, der zunächst einen freundlichen Eindruck machte und von dem an dieser Stelle noch mehrfach die Rede sein wird.


Die Landesnervenklinik 'Sigmund Freud' aus der Vogelperspektive.

Aufgrund meines Schlafproblems in Zimmer 13, kam ich nun in das Nachbarzimmer 12, in dem sich der geistig zurückgebliebene Patient Bernhard, ein einem Indianer ähnlich ausschauender, schweigsamer Mann und ein Pflegefall im Gitterbett befanden. Es war ebenfalls ein 4-Bett-Zimmer. Obwohl es auch hier niemanden gab, mit dem ich sprechen konnte, schlief ich deutlich besser. Ich hielt mich sowieso mehr und mehr außerhalb des Zimmers auf, um mit den anderen Patienten 'Skip-Bo' zu spielen. Auch an einer Sport-Einheit habe ich heute teilgenommen, die viel Spaß bereitete, allerdings meine sozialen Probleme noch lange nicht löste. Das war mir in jeder Sekunde des Tages bewusst. Es ist natürlich utopisch, aber ich hätte die Zeit der Kartenspiele und Sporteinheiten gern effektiver genutzt. Die Zeit vergeht einfach zu schnell.

Dienstag, 8. November 2005:

Heute hatte ich einen ersten Termin beim Sozialarbeiter Philipp Hamedl (Foto), dem ich leider auch alles noch einmal erklären mußte. Er war in der letzten Woche krank geschrieben.

Bei der Visite deutete Stationsarzt Dr. Böhm indirekt meine Entlassung an. Eine Entlassung, obwohl noch rein gar nichts geklärt war? Was hat sich denn in dieser Woche geändert? Nicht zum ersten Mal komme ich mir vor wie im falschen Film.

Mittwoch, 9. November 2005:

Heute folgte eine Gruppenvisite mit einigen Patienten sowie Oberarzt Dr. Schwarzl und Stationsarzt Dr. Böhm. Es war eine kleine Diskussionsrunde zu einem bestimmten Thema - wahrscheinlich um zu schauen, wie aufnahmefähig die Patienten sind. Die Termine bei der Psychologin Mednitzer genieße ich immer besonders. Sie ist sehr kompetent und gibt sich sehr viel Mühe. Mein Respekt!

Weniger Respekt hatte ich vor der Tätigkeit des Sozialarbeiters Hamedl (seit drei Jahren in der Klinik), der zwar ein einziges Mal mit dem Sozialamt telefoniert hatte, keinerlei verbindliche Antwort bekam, und bereits am zweiten Gesprächstag mir gegenüber die Möglichkeit einer Notschlafstelle (= Obdachlosenunterkunft) in den Mund nahm und mir dieses als neue, große Chance(!) mundwässrig zu machen versuchte, was natürlich gründlich scheiterte. Als ich ihn fragte, was denn mit meinem Hab und Gut in meiner Wohnung (Geschirr, Kleidung, Bücher, Aktenordner etc.) passieren solle, wenn ich in eine Obdachlosenunterkunft ginge, fing Hamedl sofort an zu stottern. Kleinlaut murmelte er, dass ich meine Sachen dorthin nicht mitnehmen könne; ich sie also erst im Müll entsorgen müsste. Diese Menschen hier in Graz wollen einen ganz unten sehen!

Donnerstag, 10. November 2005:

Mein 100. Tag in Österreich - einhundert Tage Hölle pur! Doch es sollte noch viel schlimmer kommen:

Ich suchte heute die Rechtsberatung auf, die auf dem Klinikgelände der 'Sigmund Freund'-Anstalt angeboten wurde. Dr. Erwin Schwentner (Foto links) lachte ungläubig, als er die Ablehnungsbegründung des Grazer Sozialamtes las. Er nahm meine Unterlagen an sich und bat mich, am kommenden Donnerstag wieder vorbei zu schauen. Er war nur einmal pro Woche vor Ort.

Im Büro des Sozialarbeiters Hamedl hatte ich heute erstmals die Gelegenheit, Bewerbungen zu schreiben bzw. meine E-Mails auf eventuelle Antworten zu kontrollieren. Auch das Telefon durfte ich für Vorstellungsverabredungen nutzen. Bleibt jedoch die Frage, was passiert, wenn ich zwar morgen einen Job finden sollte, aber zu Hause eine eiskalte Wohnung und einen vollkommen leeren Kühlschrank habe sowie Miete und Strom ab 1. Dezember nicht mehr zahlen kann. Ist das nicht 'Schritt 2' vor 'Schritt 1'? Hamedl blieb einmal mehr eine Antwort schuldig. Lapidar sagte er, dass dann das Sozialamt sicherlich eine Überbrückung zahlen würde. Auf eine solche Überbrückung warte ich seit fast einhundert Tagen.

Ich wurde zunehmend unruhig, bekam Herzrasen, spüre jeden Tag mehr und mehr, dass mir auch die Klinik nicht wird helfen können.

Freitag, 11. November 2005:

Die Wochentage, an denen an meiner sozialen Situation etwas getan werden könnte, fallen zu rar aus - schon wieder steht ein Wochenende mit Nichtstun vor der Tür. Ich nahm heute an der Kochtherapie bei der sehr freundlichen Ergotherapeutin Alexandra Essl (Foto) teil, die sehr viel Spaß machte und sogar die Möglichkeit bot, etwas neues zu lernen. Wir kochten zwei Stunden und aßen anschließend gemeinsam.

Samstag/Sonntag, 12./13. November 2005:

Das Wochenende auf Station verlief unauffällig. Wir haben gewürfelt, Karten gespielt und sind spazieren gegangen. In meiner bitterkalten Wohnung habe ich meine Wäsche gewaschen und meinen Briefkasten geleert. Keine Post vom Sozialamt; keinerlei aufbauende Nachrichten in welcher Form auch immer.

Montag, 14. November 2005:

Ich mußte heute zurück in Zimmer 13. Gerade hatte ich mich daran gewöhnt, etwas besser schlafen zu können. Außerdem war Erich Tomschitz zwischenzeitlich mit auf dem Zimmer - mit dem ich mich etwas angefreundet hatte. In Zimmer 13 erwarteten mich hingegen wieder von Engelbert 'organsisierte', schlaflose Nächte.

Im Büro von Sozialarbeiter Hamedl konnte ich für den morgigen Dienstag zwei Vorstellungsgespräche vereinbaren. Ich bekam die Genehmigung, dorthin zu gehen, ohne das der 2. vor dem 1. Schritt organsiert war. Was ist, wenn das Ergebnis des morgigen Vorstellungsgespräches sein wird, dass ich am kommenden Montag anfangen könne? Wie soll das funktionieren? Hamedl versuchte mich zu beruhigen und versprach(!) mir, das übermorgen, am Mittwoch, in seinem Büro zu besprechen. Na, da bin ich ja mal gespannt. Er machte einen völlig desinteressierten und unmotivierten Eindruck auf mich. Ich hatte den Eindruck, dass er in Gedanken schon in Karenz war - eine Weltreise stand bevor. Ich kann mich an meine Reisen nach Australien und Neuseeland gut erinnern. Man ist in Gedanken permanent mit der Planung dieses Trips beschäftigt. Die Vorfreude verdrängt den tristen Arbeitsalltag. Das Gefühl kenne ich - das kann ich gut nachvollziehen. Nur was ist mit den hilflosen Patienten, die einen Sozialarbeiter brauchen, der geistig zu 100 Prozent präsent sein muss? Meine schlimmsten Befürchtungen sollten noch übertroffen werden ...

Dienstag, 15. November 2005:

Der heutige Tag stand im Zeichen von Vorstellungsgesprächen, für die ich vom Arzt beurlaubt wurde. Ich war nur mäßig vorbereitet und totmüde, denn meine Nacht war um 3.30 Uhr beendet. Zu dieser Stunde begann Engelbert wieder mit dem Ein- und Ausschalten des Neonlichts. Darüber hinaus informierte Engelbert alle schlafwilligen Mit-Patienten, dass es jetzt Frühstück gebe - obwohl es bis dahin noch lockere vier Stunden waren.

Es war bitterkalt und zwischen den Terminen hatte ich nicht mal die Möglichkeit, mich in einem Café aufzuwärmen. Mir fehlte es an jeglichem Kleingeld. Um 11:30 Uhr stellte ich mich bei der Firma 'BKM' in der Neuseiersberger Straße vor. Vereinbart wurde ein Schnuppertag am kommenden Dienstag.

Vor dem zweiten Termin war ich kurz in meiner Wohnung. Das Thermometer in meiner Küche zeigte 8,8 C an; vor meinem Mund bildete sich weißer Hauch beim Ein- und Ausatmen. Wahnsinn: Und niemand zahlt einen Cent, damit ich meine Wohnung beheizen kann. Weil ich keine Möglichkeiten hatte, zu recherchieren, wußte ich heute noch nicht, dass die Nichtzahlung des Sozialamtes eine rechtliche Fehlentscheidung war - mit verheerenden Folgen. Ich gab einen weiteren Lebenslauf bei der Firma 'Unito' im Stadtteil Eggenberg ab. Zu einem sofortigen Gespräch kam es dort jedoch nicht, obwohl ich versucht hatte, eines zu bekommen.

Um 15:00 Uhr stellte ich mich in der 'Taxi-878'-Zentrale in der Puntigamer Straße vor. Neben einem Gespräch mußte ich einen persönlichen Fragebogen ausfüllen, einen Schreibtest am PC bestehen und einen Test-Fragebogen zum Thema 'Graz & Österreich' ausfüllen. Kurios: Beim Test zum Thema 'Graz & Österreich' schnitt ich mit 89 % richtigen Antworten am besten von allen Teilnehmern ab, obwohl ich weder Grazer noch Österreicher bin. Darüber hinaus wurde uns die Telefonzentrale präsentiert. Ergebnis: Ich wurde zu zwei Schnupperstunden am kommenden Samstag eingeladen.

Völlig übermüdet und erschöpft bin ich um 17:15 Uhr auf Station zurückgekehrt. Das Abendessen wurde mir nicht (!) aufbewahrt. Hungrig legte ich mich früh schlafen.

Mittwoch, 16. November 2005:


Nach einer erneut katastrophal geschlafenen Nacht, nahm ich heute an einem weiteren Gespräch mit der freundlichen Psychologin teil. Auch Sport stand wieder auf dem Programm. Nur einer, der es mir ganz fest versprochen hatte, hatte keine Zeit für mich: Sozialarbeiter Hamedl. Was wäre denn jetzt gewesen, wenn ich am kommenden Montag hätte irgendwo anfangen müssen?

Donnerstag, 17. November 2005:


Der kleine Modellbahnhof auf dem Gelände der 'Sigmund-Freud'-Klinik. Hier sass Bernhard mit heruntergelassener Hose auf der rechten Bank; gleich dahinter die Strasse mit der Bushaltestelle.

Anhand der folgenden kleinen Episode möchte ich den Umgang des Pflegepersonals mit den Patienten beleuchten:
Ich fühlte mich allein gelassen und unverstanden, denn auch heute hatte Sozialarbeiter Hamedl keine Zeit für mich. Als ich mittags den Sonnenschein im Klinikpark zu genießen versuchte, kam es in Höhe der Modell-Eisenbahn zu einem kuriosen Zwischenfall: Dort saß mein Bettnachbar, Bernhard, auf der Sitzbank und masturbierte heftig. Neben sich hatte er ein Pornoheft ausgebreitet und war in seinen Phantasien versunken. Das Problem war nur, dass die Strasse nur wenige Schritte entfernt und somit einsehbar war und an der dortigen Bushaltestelle standen Schulkinder, die alle lachten und auf Bernhard mit dem Finger zeigten, so dass auch Erwachsene, die ihren Hund im Park spazieren führten, auf diesen Exhibitionismus aufmerksam gemacht wurden. Ich lief zurück auf Station und traf dort als erstes auf Pfleger Anton, den ich bitten wollte, Bernhard von dort wegzuholen. Ohne mich überhaupt anzuhören, verwies mich Anton laut pöbelnd aus der Tür. Ich war über seine heftige Reaktion total perplex. Er putzte den Türrahmen und wollte seinen Worten zu Folge verhindern, dass ich "wieder alles schmutzig" mache.

Am späten Nachmittag wartete ich lange auf den Rechtsberater, Dr. Erwin Schwentner, der ja mit dem Sozialamt sprechen wollte. Aber leider hatte er noch nichts erreicht. Frust kam auf. Heute wusste ich noch nicht, dass mir der Name 'Erwin Schwentner' drei Jahre später noch einmal begegnen sollte. Dazu später mehr.

Das Abendessen wurde mir auf Station erneut nicht aufbewahrt. Angeblich hätte ich mich nicht abgemeldet, was natürlich nicht stimmte. Die Sticheleien nehmen zu.

Freitag, 18. November 2005:

Als ich am Morgen auf Station aufwachte, konnte ich noch nicht im entferntesten ahnen, welchen Lauf und wie schlimm der Tag enden würde. Stationsarzt Dr. Böhm ist im Urlaub. Seine Vertretung übernimmt Oberarzt Dr. Schwarzl (Foto) und der wird zunehmend unangenehmer, zeigt jetzt sein wahres Gesicht.

Um 8:30 Uhr war Visite. Ich betrat den Raum; Schwarzl ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen und sendete gleich ein paar vollkommen unberechtigte Vorwürfe in meine Richtung. Ich komme angeblich nur unregelmäßig zur Visite und melde mich nie im Stationszimmer ab, wenn ich irgendwohin gehe. Beides stimmte natürlich nicht und das wußte auch der Arzt, denn bei einer Visite habe ich noch nie gefehlt. Und natürlich melde ich mich auch immer im Stationszimmer ab. Ich wollte heute eigentlich in erster Linie mit ihm besprechen, wie das mit den Schnuppertagen in der Taxi-Zentrale (morgen) und bei 'BKM' am kommenden Dienstag funktionieren solle. Doch zu dem Thema kam es erst gar nicht. Ich solle noch heute entlassen werden! Das war ein Paukenschlag, den ich so sicher nicht erwartet hatte. Ich sollte also ins absolute 'Nichts' entlassen werden, denn nichts, aber auch rein gar nichts, war bisher geklärt worden. Auf der Webseite wirbt die Klinik mit 'optimaler therapeutischer Betreuung nach der Entlassung' (siehe Bild unten) - nichts davon stimmt. Sozialarbeiter Hamedl, den ich zuletzt gar nicht mehr gesehen und vor dem ich mittlerweile jeden Respekt verloren hatte, reservierte mir 'freundlicherweise' in einer Obdachlosenunterkunft ein Bett, obwohl ich meine Wohnung ja noch hatte (... allerdings unbeheizt und ohne Nahrung und Getränke im Kühlschrank). Ich flehte Arzt und Personal an, mich bitte nicht zu entlassen. Es wurde jedoch nur höhnisch gegrinst. Ich war so verzweifelt, wusste nicht mehr ein noch aus: So setzte ich mich einfach auf einen Stuhl auf dem Stationsflur. Ich wusste nicht mehr weiter! Würde ich mit Gewalt vertrieben werden, würde ich mich nach draußen auf die Bank in die Kälte setzen. Ich hatte absolut nichts mehr zu verlieren! Dem Oberarzt war das natürlich vollkommen egal und er überschüttete mich mit verletzenden und ausländerfeindlichen Kommentaren. Doch was hätte ich tun können? Der Oberarzt bekam offensichtlich Druck vom Sozialamt, was die Kosten betraf. Doch wer kümmerte sich um mich, dem es keinen Deut besser ging und bei dem das soziale Problem nicht gelöst worden ist?

Ich weigerte mich, meinen Schrank im Zimmer zu leeren. Das Bett wurde mir weggenommen. Ich setzte mich nach draußen auf den Flur. Essen und Getränke bekam ich nicht mehr. Die Pfleger packten meine Tasche zusammen. Es war bitterkalt auf dem Flur und schnell hatte ich Eisfüße. Im Laufe des Nachmittags kamen Pfleger und Oberarzt immer wieder zu mir, um Druck zu machen, wann ich denn nun endlich ginge. Dr. Schwarzl stieß immer unverhohlener Drohungen aus. Allerdings sprach er mich nur an, wenn ich allein in der Sitzecke saß. Waren Mitpatienten dort, hielt er sich mit Bemerkungen zurück und beließ es bei seinem höhnischen Grinsen. War ich allein, legte er los. Am Abend fühlte ich mich von ihm so in die Enge gedrängt und massiv bedroht. Er sagte, dass ich nicht der einzige sei, der nicht gehen wolle und er so gewisse 'Mittel und Methoden' kenne, wie mit solchen Patienten wie mir umzugehen sei. Irritiert war ich als er in meine Richtung sagte, ich solle ja nicht die Mitpatienten belästigen. Ich und 'Patienten belästigen'? Ein anderes Mal machte er den Vorschlag, ich solle doch nach Deutschland zurückfahren. Da würde ich 'eindeutig hingehören'. Später fragte er grinsend: 'Sind Sie immer noch hier?' - Oder er schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und sagte nur: 'Herr Schubert, Herr Schubert ...' - Mir ging es von Minute zu Minute schlechter! Zum Glück hatte ich zahlreiche Tabletten dabei, die mir seinerzeit mein Hausarzt in Irland verschrieben hatte: Das Anti-Depressivum 'Efexor XL' (Foto oben) und das Schlafmittel 'Halcion'. Zusätzlich hatte ich ein paar handelsübliche Schlaftabletten ('Calmaben') dabei, die ich ja am 22. Oktober 'getestet' hatte. Wie die Pfleger die große Menge an Tabletten beim Zusammenpacken meiner Tasche übersehen haben konnten, ist mir rätselhaft. Dr. Schwarzl war auch am Abend anwesend; er hatte offensichtlich Bereitschaftsdienst. Alle 30 bis 60 Minuten kam er auf Station. Gruselig hallten seine Schritte auf dem Gang und jedes Mal grinste er widerwärtig und höhnisch, als er mich in der Ecke sitzen sah.

Ich hatte Hunger und Durst. Essen bekam ich nicht; den Durst löschte ich im Bad.

Mittlerweile waren auch die beiden Nachtpfleger eingetroffen: Der bärtige Roland (Foto) und einer, den ich vom Namen her (damals) nicht kannte; den ich bisher auch kaum gesehen hatte. Auch sie versuchten mich zu überreden, die Station zu verlassen, obwohl längst kein Bus mehr fuhr. Das war denen vollkommen egal. Da war nicht ein Hauch von Mitgefühl erkennbar; nur Eiseskälte und völliges Desinteresse an der Hilflosigkeit eines Menschen.

Ich schrieb einen Hilferuf auf Papier, versehen mit meinem Namen und meiner Handynummer und steckte diesen in den weißen Briefkasten, der allerdings nur zweimal wöchentlich (Dienstag und Donnerstag) geleert wird. Einen solchen Briefkasten (Foto) gibt es auf jeder Station der Klinik. Der Briefkasten ist für Feedback und/oder Beschwerden gedacht. Anmerkung: Obwohl ich diesen Hilferuf mit Stationsnummer, meinem vollen Namen und Handynummer versehen hatte, gab es in der Folgezeit nicht die geringste Nachfrage oder Reaktion!

Eiskalt wurde es jetzt auch in meiner Sitzecke, denn das Pflegepersonal öffnete aus Gehässigkeit das Fenster und sofort strömte winterkalte Luft hinein. Es war so kalt, dass meine Zähne zu klappern begannen. Das Licht auf Station wurde reduziert und ich zog mich auf die Couch in der Sitzecke zurück. Schon frühzeitig hatte ich drei Schlaftabletten genommen, um müde zu werden. Ich wollte unbedingt verhindern, dass ich nach Einnahme der Überdosis noch stundenlang wach bleibe und einfach nicht einschlafen kann. Von daher wartete ich auch so lange wie möglich, damit ich auch noch 'natürlich' müde werde. Vorher hätte ich die Überdosis sowieso nicht nehmen können, denn die Pfleger kamen in unregelmäßigen Abständen vorbei, um nach mir zu sehen. Nach Mitternacht wurden die Kontrollgänge deutlich seltener. Sie saßen vor dem Fernseher und dösten im Sessel. Langsam drückte ich all die Tabletten -etwa 80 Stück- in der Sitzecke aus der Verpackung und war erstaunt, wie laut das klickte. Der Pfleger, der mit Roland Dienst hatte, hörte das Geräusch, kam vorbei und fragte, was das sei. Ich sagte, ich habe nichts gehört. Mit der Antwort gab er sich zufrieden. Ich mußte vorsichtiger sein und benutzte mein Taschentuch, um den Schall abzudämpfen. Mittlerweile spürte ich die Müdigkeit und ging immer wieder zum WC, um mich noch etwas wach zu halten. Auch auf dem WC drückte ich Tabletten aus der Verpackung. Die einzelnen Pillen verschwanden in der Seitentasche meines Kapuzenpullovers, den ich anhatte. Die leeren Verpackungen versteckte ich in den Falten des Sofas oder warf sie aus dem immer noch geöffneten Fenster.


Auf diesem Sofa versuchte ich mir nach Mitternacht mit Tabletten das Leben zu nehmen. Genau eine Woche später war die gegenüberliegende Seite dieser Sitzecke Schauplatz von Dr. Schwarzls 'Mittel & Methoden'. Da sass der 'dicke Mann' hier; die Pflegerinnen Heike und Astrid hatten Dienst.

Ich war so verzweifelt, gleichzeitig aber auch erleichtert. Ich verspürte kaum Angst, die Tabletten zu nehmen. Das Herzrasen hielt sich in Grenzen. Ich spürte nur die Müdigkeit. Nach 1:00 Uhr war es absolut ruhig auf Station. Ich griff in meinen Pullover und nahm einen gewaltigen Schwung Tabletten aus meiner Tasche. Am Anfang ist das Schlucken größerer Mengen am Stück -so die Erfahrung- noch wesentlich einfacher. Zum Glück waren die Tabletten nicht besonders groß und schmeckten auch nicht so chemisch wie damals bei meinem ersten Suizidversuch. Allerdings waren sie wirklich nur Bruchteile von Sekunden in meiner Mundhöhle, ehe ich sie mit Wasser herunter gespült hatte. Bisher habe ich auf der Couch gesessen; jetzt legte ich mich nieder und drehte den Kopf so, dass mein Gesicht vom Gang aus nicht gesehen werden konnte. Auf dem Flur würde es so aussehen, als ob ich schlafen würde. Bis nach 5:00 Uhr würde ich jetzt gewiß Ruhe haben. Eine Decke hatte man mir nicht gegegen. Es war bitterkalt. Doch wie erhofft, setzte jetzt die Schwere und Müdigkeit ein. Ich war fast begeistert von dem Suizid-Versuch, denn ich bekam keinerlei Halluzinationen, vor denen ich mich doch etwas gefürchtet hatte. 80 - 90 Tabletten befanden sich jetzt in meinem Körper. Ich schlief auf der Couch ein ...

Samstag, 19. November 2005:

... und erwachte genau um 12:15 Uhr -vermutlich auf der Intensivstation- des LKH West. Ich hatte also wieder überlebt. Trotzdem war ich über die Wirkung der Tabletten erstaunt. Ich erwachte in einem großen Raum, in dem die Betten nebeneinander standen und durch Stoffwände getrennt waren. Geräusche medizinischer Geräte waren hörbar. Vor mir befand sich ein langer Tresen, hinter dem das Personal arbeitete. Links von mir sah ich die Uhr, die 12:15 Uhr anzeigte. Die Schwestern waren freundlich und bereits drei Stunden später wurde ich zurück auf Station 'PS32' gebracht.

Kein einziger Arzt(!) im LKH West sprach mit mir auch nur ein Wort(!). Niemand erkundigte sich, was in der 'Sigmund Freud'-Klinik vorgefallen war. Man schickte mich exakt dahin zurück, wo ich mich umbringen wollte.

Diesmal allerdings kam ich auf die 'geschlossene' Station, was ich ja auch nicht anders erwartet hatte. Die 'geschlossene' Station bestand aus einem Zimmer mit vier Betten. Zwei weitere Patienten befanden sich hier: Ein 22-jähriger Kleinkrimineller aus dem Kosovo, Farouk, kam direkt aus dem Gefängnis 'Jakomini' nachdem er einen Taxifahrer mit dem Messer bedroht hatte. Im Gefängnis hatte er sich seine Zellenmatratze angezündet. Er war am gesamten Körper von erheblichen Brandwunden übersät, die er mir mehrmals am Tag stolz präsentierte. Zweiter Mit-Patient war Herbert, ein harmloser, verwirrter 65-jähriger Österreicher.

Die Pfleger rissen natürlich sofort zynisch-gehässige Kommentare, als ich zurück war. Mitgefühl zeigten sie keines. Zwei Ärztinnen schauten immer mal wieder nach mir. Ich war allerdings müde und erschöpft und habe entsprechend viel geschlafen.

Sonntag, 20. November 2005:

Das 'geschlossene' Zimmer war schrecklich. Es gab nicht einmal fließend Wasser, um sich beispielsweise die Hände zu waschen, wenn man auf der Toilette war. Alle Fenster waren verschlossen; die Luft knochentrocken. Alles, wirklich alles, mußte ich von den Pflegern im Schrank einsperren lassen. Es ging nicht nur um die Möglichkeit, sich wieder etwas anzutun, sondern auch um die Gefahr, dass von den Mit-Patienten etwas gestohlen werden könnte.

Ich verspürte großen Druck auf der Blase, konnte aber kein Wasser lassen. Offensichtlich hatte ich auf der Intensivstation einen Katheter bekommen, der jetzt für Nebenwirkungen sorgte. Oder waren das die Nachwirkungen der Tabletten? Auch litt ich unter leichtem Halskratzen - hatte wohl wieder einen Tubus im Hals gehabt. Meine Blutwerte waren erhöht, so dass ich jetzt auf entsprechende Schonkost gesetzt war - allerdings hatte ich sowieso keinen Appetit.

Montag, 21. November 2005:

Der Kosovo-Albaner Farouk nervte das Pflegepersonal nonstop, indem er immer wieder Wünsche hatte und lautstark an die Außentüre klopfte. Er war harmlos.

Ich konnte nicht einmal meine Kleidung anziehen, trug den ganzen Tag über einen Anstaltspyjama. Schließlich gab es ein Wiedersehen mit dem bösartigen Zyniker, Dr. Schwarzl, der heute seine Oberarztvisite durchzog. Er war frech und unverschämt, aber (noch) nicht so extrem drohend wie am Freitag. Er sagte, dass am kommenden Donnerstag eine Gerichtskommission über meinen Verbleib auf der 'geschlossenen' Station entscheiden werde. Sollte ich aus der 'geschlossenen' Station entlassen werden, was auf der Hand liege, sei ich automatisch ganz entlassen. Ein Zurück auf die 'offene' Station, so der Oberarzt, sei ausgeschlossen.

Ein Patientenanwalt der Klinik, Wolfgang Gärtner (Foto), kam heute zu mir. Er war freundlich, zuckte über meinen Fall am Ende auch nur die Schultern und wußte mir keinen Ratschlag zu geben, wie es weitergehen solle.

Nachmittags gab es in unserem 'geschlossenen' 4-Bett-Zimmer einen Zugang: Der erst 20-jährige Bupa aus Gambia, der sich weigerte, Medikamente einzunehmen und der über Nacht ans Bett fixiert wurde. Angeblich sei er aggressiv gewesen, wovon ich allerdings nichts mitbekommen habe. Ihm wurden die ruhigstellenden Medikamente via Nadel zwangszugeführt. Ich konnte kaum etwas sehen. Die zahlreich erschienenen Pfleger versperrten mir die Sicht auf Bupa. Jetzt schlief der Afrikaner wie ein Toter.

Erst zwei Tage sind seit meinem Suizidversuch vergangen. Frühestens heute konnte Sozialamt-Sachbearbeiter Martin Mitterfellner davon erfahren haben. Musste ich wochenlang auf einen Bescheid warten, ging plötzlich alles ganz schnell. Mit heutigem Datum schrieb Mitterfellner einen Bescheid, wonach mir mit einer einmaligen Geldleistung geholfen werden solle. Ist diese plötzliche Eile Zufall? Und noch etwas fällt auf: Obwohl das Bezirksgericht erst in drei Tagen, am Donnerstag, über meinen Verbleib in der Klinik entscheiden soll, kannte Mitterfellner meinen Entlassungstermin schon heute. Wie ist so etwas möglich? Ist diese Verhandlung eine reine Farce?



Besonders extrem: Hätte man mich schon heute (oder in den nächsten drei Tagen) über diesen Bescheid informiert, wäre all das Grauen nicht passiert, was noch folgen sollte. Niemand informierte mich über das heute abgeschickte Einschreiben, das ich nicht empfangen konnte.

Dienstag, 22. November 2005:

4. Tag auf der 'Geschlossenen'. Über Nacht ist der erste Schnee des Winters gefallen. Vom vielen flachen Liegen in meinem Bett (ohne Kopfstütze), hatte ich unangenehm-heftige Rückenschmerzen. Wasserlassen konnte ich wieder normal und auch das Halskratzen verschwand. Meine düstere, verzweifelte Stimmung blieb.

Ich konnte heute in die Badewanne, was sehr gut tat, und den Pyjama beiseite legen. Ich freute mich über ein kurzes Gespräch mit Psychologin Mednitzer (jetzt: Kolman), die als eine von wenigen, sehr mitfühlend war. Oberarzt Dr. Schwarzl organisierte ein Telefonat mit meinem Vater (auch er sprach mit ihm). Es kam allerdings nichts dabei heraus, denn auch meinem Vater steht ein Krankenhausaufenthalt bevor: Er soll bereits Anfang nächster Woche an der Prostata operiert werden.

Die Ergotherapeutin Essl kam für eine Stunde auf die 'Geschlossene'; auch Patienten-Anwalt Gärtner schaute noch einmal bei mir vorbei. Er ging wieder, mit den Achseln zuckend.

Mittwoch, 23. November 2005:

Die Nacht war bitterkalt gewesen. Unter klarem Nachthimmel mit Schnee auf dem Boden gab es strengen Nachtfrost. Auch heute hielt sich der Oberarzt zunehmend zurück. Er wartete einzig und allein auf die Gerichtskommission, die morgen Nachmittag tagte. Als weitere Gehässigkeit hat der Oberarzt mein Medikament Nexium abgesetzt, so dass ich jetzt unter unangenehm starkem Sodbrennen litt. Natürlich begründete er diese Maßnahme (jetzt) nicht mehr. Eine Refluxösophagitis kann unbehandelt zu Speiseröhrenkrebs führen. Schwarzl setzte ein Medikament, dass ich seit Jahren nehme, einfach ab. Ohne Rücksprache, ohne Begründung und ohne Überweisung an einen internen Facharzt. Meine Speiseröhre brannte wie Hölle. Der Säuregeschmack war extrem unangenehm.

Stattdessen bekam ich spürbar wirkende Schlaftabletten. Selbst auf Nachfrage bekam ich keine Antwort, um was für ein Medikament es sich handelte. Die Medikamente bekam ich jetzt auch nur noch in bereits aufgelöster Form, so dass ich nicht einmal die Anzahl der Medikamente erkennen konnte. Aber es mussten einige sein, denn es befand sich viel 'Pulver' im Plastikbecher und der Geschmack war extrem bitter. Kurzzeitig dachte ich darüber nach, mich zu weigern, die Tabletten zu nehmen, aber vor einigen Pflegern hatte ich große Angst. Und Dr. Schwarzl wartete wahrscheinlich nur auf solch eine Reaktion, um Gewalt (Sedierung/Fixierung o. ä.) anordnen zu können.

Welchen Sinn bereits aufgelöste Medikamente haben, möchte ich an dieser Stelle hinterfragen. Jede Tablette besteht aus diversen Schutzschichten, die sich erst an einer ganz bestimmten Stelle im Körper auflösen müssen, um sinnvoll wirken zu können. Die meisten Tabletten müssen den langen Weg durch die Speiseröhre und den Magen mit seinen agressiven Magensäften 'überleben'. Erst danach dürfen sie sich auflösen; erst danach soll die Wirkung erfolgen. Deshalb wird ja auch stets davon abgeraten, Tabletten vor der Einnahme auch nur zu halbieren.

Tagsüber hatte ich mal das Glück, freundliche Pfleger um mich zu haben: Georg war sehr sympathisch und strahlte eine große, wohltuende Ruhe aus. Abends gesellte sich Pfleger Günter zu mir (für ihn gab es bestimmt andere Aufenthaltsmöglichkeiten als mit mir in der 'Geschlossenen' zu sitzen). Wir unterhielten uns über meinen Aufenthalt in Irland. Gemeinsam haben wir uns danach die Fußball-Champions-League bis in die späten Abendstunden hinein angeschaut. Zwischendrin unterhielten wir uns gut: Er war sehr stolz auf seinen kleinen Sohn und mir tat diese Konversation sichtlich gut. Doch schon morgen sollte anderes Pflegepersonal Dienst haben ...

Donnerstag, 24. November 2005:

Über Nacht hatte es weitere Schneefälle gegeben. Auf der Rasenfläche vor dem Klinikfenster hatten wir eine geschlossene Schneedecke. Welch ein früher Wintereinbruch!

Die Oberarztvisite von Dr. Schwarzl verlief heute kurz und bündig und ohne weitere Einschüchterungsversuche. Er wartete auf das Ergebnis der Gerichtskommission. Diese Kommission traf sich am frühen Nachmittag im Gruppenzimmer auf Station. Patientenanwalt Gärtner holte mich ab. Ich fühlte mich etwas verloren unter all den Kommissionsmitgliedern, worunter sich ein Richter, ein Gutachter und natürlich auch Oberarzt Schwarzl befand. Mir war nicht bekannt, was die Kommission bereits wußte bzw. nicht wußte. Aber ich glaube, das war auch gar nicht von Bedeutung. Als Dr. Schwarzl wieder zu provozieren begann und seine Lügen verbreitete verließ ich das Tagungszimmer. Unverantwortlich, dass ich -nur fünf Tage nach meinem Suizidversuch und bei unverändert geschwächtem Körperzustand- an so einer Sitzung teilnehmen musste. Ohne meine Anwesenheit wurde dann wie folgt entschieden: Ich werde aus dem 'Geschlossenen Bereich' entlassen, was einer völligen Entlassung aus der Klinik gleichkam. Es kümmerte niemanden, wie schlecht es mir ging. Triumphierend brachte mir Dr. Schwarzl die Wegbeschreibung zum Männerwohnheim sowie eine einfache Busfahrkarte. Das war die befürchtete Entlassung ins 'Nichts'.
Erwähnenswert ist auch, dass ich der Anhörung im blauen Stations-Pyjama beiwohnen musste. Begründung: Mit der eigenen Kleidung, die im Schrank unerreichbar eingesperrt wurde, könne man sich umbringen. Welche Wirkung man jedoch auf andere Menschen hat, wenn man denen im Schlafanzug gegenübersitzt, möge jeder selbst beurteilen. Wenn diese Fürsorge wirklich zutreffend wäre, müsste man konsequenterweise auch Gardinen, Vorhänge und die entsprechenden Stangen entfernen. Und dann auch noch die müde machende Wirkung des unbekannten, zerbröselten Medikaments. In so einer Verfassung musste ich (beabsichtigt?) an dieser Kommission teilnehmen.

Nachtrag: Am 5. Dezember 2005 erhielt ich die schriftliche Stellungnahme dieser Kommission (Bezirksgericht Graz, Radetzkystr. 27, Graz, Aktenzeichen: 43 Ub 649/05 y). Der 2 1/2 Seiten lange Text erhält richtige, aber auch zahlreiche unrichtige Informationen:
a.) Der behandelnde Arzt Dr. Schwarzl berichtet, die Station würde für den Patienten die Fahrt zu seinem Vater organisieren. Dieses Angebot wurde mir nie unterbreitet (die wiederholten Absagen meines Vaters habe ich sogar schriftlich: hier und hier). Schwarzl lügt und verdreht, dass sich die Balken biegen. Einzig das Angebot der Obdachlosenunterkunft wurde mir wieder und wieder als große Zukunftschance mundwässrig zu machen versucht.
b.) Er lehne es derzeit auch ab, arbeiten zu gehen (eine bösartige Unterstellung/Lüge). Über 200 Bewerbungen hatte ich nachweisbar geschrieben; zu jedem der wenigen Vorstellungstermine bin ich erschienen. Ich hatte lediglich gefragt, wie ich im Winter jeden Tag zur Arbeit gehen könne, ohne meine Wohnung beheizen zu können und ohne Essen im Kühlschrank zu haben - und wovon ich Bewerbungen schreiben bzw. das Briefporto bezahlen solle. Meine Aussage bestätigte auch das Land Steiermark - nur drei Tage vorher. Bedenklich ist auch, dass ich mich nicht wehren konnte, indem ich hätte schriftliche Unterlagen vorlegen können, um Schwarzls Lügen zu entlarven. - Ich bin schon nach England und Irland gegangen, um Arbeitslosigkeit in Deutschland zu verhindern, wo ich jahrelang erfolgreich tätig war. Dadurch konnte ich nicht bei lieben Verwandten sein, die immer für mich da waren, aber ich nicht für sie, als sie krank waren oder gestorben sind. Und von solchen Unmenschen hier in Graz muss man sich demütigen lassen.
c.) Suizidversuch letzte Woche: Der Patient kam um 4.00 Uhr am Morgen in "kaum psychisch beeinträchtigtem Zustand" zur Aufnahme, wobei er angab, dass er Efectin und ein Beruhigungsmittel genommen hat (auch gelogen: Nachdem ich eingeschlafen war, wachte ich erst mittags im LKH wieder auf. Bis dahin war ich ohne Bewußtsein und nicht ansprechbar. Ich wurde von niemanden gefragt, welche Medikamente ich genommen habe; auch nicht, als ich im LKH wieder bei Bewusstsein war. Genommen hatte ich die Medikamente 'Efexor XL', 'Halcion' und 'Calmaben').
d.) "Suizidale Einengungen lassen sich nicht erheben" (ein heftiger Satz eine Woche nach meinem Suizidversuch und vor meiner Entlassung ins 'Nichts').

Der Befund des Sachverständigen Dr. Götz Bertha (bitte hier und hier klicken) steht in krassem Gegensatz zu der Tatsache, dass mir in drei anderen Ländern schwere Depressionen diagnostiziert wurden (bitte hier und hier klicken) und dass ich als schmarotzender, arbeitsscheuer Ausländer hingestellt werden soll. Über Dr. Götz Bertha, der ohne Widerspruch alles das "begutachtete", was Dr. Peter Schwarzl wünschte, erfuhr ich Jahre später durch eine Leserzuschrift, aus welcher Familie er stammt. Mir stockte der Atem - doch dazu später mehr.

Die Widersprüche werden noch extremer: Gutachter Bertha stellt fest, mein Zustand wäre nach dem Suizidversuch "kaum beeinträchtigt" gewesen; ich hätte sogar Angaben machen können. Das Oberlandesgericht Graz spricht hingegen von der Wahrheit: Tiefschlaf! Bitte hier und hier klicken - die Sache stinkt meilenweit zum Himmel.

Es wird suggeriert, dass psychisch Kranke entweder Verrückte sind oder Sozialschmarotzer, die in Wahrheit gar nicht krank sind. Etwas anderes kann es nicht sein. Wie in Österreich der Ruf und das Leben von Menschen mit fehlerhaften Gutachten zerstört werden, die teilweise inklusive Rechtschreibfehler von anderen Gutachten abgeschrieben werden, beschreibe ich später im 'Epilog'.

Schwarzls Motive sind durchschaubar: Er hatte in der Nacht meines Suizidversuchs Dienst und trug die entsprechende Verantwortung. Er war aber nicht auf Station und das Personal schlief vor dem Fernseher. Also wird alles etwas verdreht. Es ist auch nicht möglich eine Leistungsabrechnung -und somit Licht ins Dunkel für die Behandlung im LKH West- zu bekommen. Niemand fühlt sich zuständig: Nicht das Sozialamt, nicht die Gebietskrankenkasse und auch nicht das Land Steiermark. Somit sind dem Mißbrauch Tür und Tor geöffnet.

Das LKH West habe ich ferner um Einsicht meiner Krankenakte gebeten. Obwohl es mein Recht ist (siehe rechts) wurde mir die Einsicht verweigert: Stattdessen bekam ich einen 4-Zeiler, dem elementare Informationen (Uhrzeit der Aufnahme/Entlassung, Anamnese, Aufnahmebefund, Verlauf, Therapien z.B. Infusion, EKG, Labor, mögliche Intubierung, Katheterisierung oder Magenspülung) fehlen. Ausführlicher war da schon die Rechnung. Für eine(!) Kopie soll ich € 16,72 zahlen. Ich zahlte nichts. Wenig überraschend erhielt ich keinerlei Mahnung.

Dazu schrieb mir ein Leser: "Das ist ja die reinste Sauwirtschaft! Wenn alles nach Punkten abgerechnet wird, besteht ja tatsächlich keine Kontrolle über die Leistungen, welche die Patienten tatsächlich erhalten. Da ist ja Tür und Tor für Diebe und Betrüger offen. Macht die Krankenkasse keine Verluste? Wie wird das Material im Krankenhaus kontrolliert? Die nehmen was sie brauchen und wenn es fehlt, wird nachgekauft?" Die Millionenverluste der Kassen sind bekannt ...

Übrigens: Die Misshandlung hat der Versichertengemeinsachaft € 4.600 gekostet (Bild anklicken für weitere Details):



Zurück zum chronologischen Ablauf: Zum zweiten Mal binnen einer Woche begann ich mit meinem passiven Widerstand. Ich fühlte mich so entsetzlich hilflos, weigerte mich, die Station zu verlassen. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich hatte auch keinerlei Alternative. Es gab keinerlei Gespräche, keine Ratschläge, keine Unterstützung - nichts! Nur ab mit dir in die Obdachlosenunterkunft! Ein Mensch, der immer gearbeitet hat, nicht trinkt, nicht raucht! Die Pfleger packten -wie schon vor einer Woche- meine Tasche zusammen. Dabei nahmen mir diese Unmenschen zahlreiche Gegenstände weg. Es ist sicher normal, dass diese Gegenstände bei Stationsaufnahme in Verwahrsam genommen werden; bei Entlassung werden diese jedoch wieder zurückgegeben. Die Pfleger nahmen mir nicht nur die Rasierklinge weg, sondern gleich den ganzen Naßrasierer. Sie nahmen mir meinen Ledergürtel aus der Hose sowie harmlose 'Aspirin'-Tabletten und das noch harmlosere 'Rennie', das ich gegen mein Sodbrennen nahm. Der Gipfel der Schweinerei war jedoch das Entfernen der Schnürsenkel aus meinen Schuhen, ohne die ich gar nicht gehen konnte. All das, was sie mir genommen haben, kostet Geld - Geld, dass ich nicht habe. Diesen Pflegern, die auf Anordnung von Dr. Schwarzl agierten, ging es nur um das Ausüben von Gehässigkeiten. Oder hatte ich zu Hause nicht auch Rasierklingen, Gürtel, Tabletten und Schnürsenkel?

Ich setzte mich wieder in die Sitzecke auf der 'offenen' Station. Es war Mittagszeit. Zunächst erschien der Eindruck, als würde nichts passieren. Doch das war ein Trugschluß, wie ich Stunden später feststellen sollte:

Man ließ mich sitzen, wo ich saß. Das Stationsleben ging weiter. Oberarzt Dr. Schwarzl verließ um Punkt 14:00 Uhr die Station. Er hatte offensichtlich einen freien Nachmittag. Das Pflegepersonal ignorierte mich. Ich fühlte mich sehr müde - Nachwirkungen der Medikamente, die ich ja heute Morgen noch bekommen hatte. Immer wieder fielen mir in der Sitzecke die Augen zu.

Ein bulliger, dicker Mann saß ebenfalls in der Sitzecke. Ich hatte ihn noch nie gesehen. Offenbar ein Patient, der neu aufgenommen worden ist, als ich in der 'Geschlossenen' war. Nachdem dieser Mann mit Dr. Schwarzl kurz vor seinem Feierabend gesprochen hatte, begann ein eigenartiges Szenerio: Plötzlich begann der dicke Mann über Ausländer im allgemeinen zu hetzen und wenig später über die 'Scheiß-Deutschen' und 'Piefke-Schmarotzer' im besonderen. Unterster Nazi-Jargon! Wie gesagt: Ich hatte diesen Mann noch nie gesehen und mit ihm nie zuvor ein Wort gewechselt. Aber die Beschimpfungen richteten sich eindeutig gegen mich. Dabei sprach er mich aber nie direkt an, sondern versuchte, die Mitpatienten, die in der Sitzecke saßen, gegen mich aufzuhetzen. Doch die konnten den Haß-Tiraden geistig gar nicht folgen. Der Dicke machte aber immer weiter und so spürte auch ich mittlerweile, dass hier etwas nicht mehr stimmte. Schließlich forderte der Dicke die Mitpatienten auf, meine Tasche, die neben mir stand, aus dem Fenster zu werfen. Und den 'Drecks-Deutschen' am besten gleich hinterher! Die Mitpatienten reagierten gar nicht. Das Stationszimmer war nur wenige Meter entfernt; die Tür war weit geöffnet. Niemand vom Personal unternahm etwas gegen die stundenlang(!) anhaltende Hetze und die Gewaltandrohungen.

Ich konnte die Situation noch nicht einordnen, wurde immer wieder von Müdigkeitsattacken eingeholt.

Immer wieder ging der dicke Mann zum Radio, das unmittelbar hinter mir auf einem Schrank platziert war. Mal drehte er das Radio leiser, mal lauter. Das wiederholte sich einige Male. Dabei berührte er mich am Rücken immer leicht, was ich zunächst auf seine massive Körperfülle zurückführte. Die Hetzereien des Mannes setzten sich fort. Obwohl es ja eine latente Ausländerfeindlichkeit in Österreich gibt, war dieses Szenerio doch etwas zu plump, zu aufgesetzt, zu künstlich. Dem dicken Mann, dem man im Gegensatz zu fast allen anderen Patienten, keine psychische Erkrankung 'ansehen' konnte, nuschelte zwar, benutzte aber eine normale, ruhig gesprochene Wortwahl. Man hätte ihn für einen Großvater im Schaukelstuhl halten können; aber er wirkte in keiner Weise wie ein Patient in der Psychiatrie! Er gab konzentrierte, nie wirr klingende Worte ab, die ein gewisses Ziel erreichen sollten. Wer war dieser dicke Mann wirklich, der im Moment meiner Entlassung aus dem 'geschlossenen' Bereich (gegen 13:00 Uhr) mit Dr. Schwarzl in seinem Büro zusammen saß? Dr. Schwarzl wird doch nicht etwa Patienten mißbrauchen, um unliebsame andere Patienten loszuwerden?

Ich fühlte mich so müde. Wieder ging der Mann zum Radio und durch meine Arme hindurch, die ich verschränkt auf dem Tisch liegen hatte, um darauf zu schlafen, sah ich, wie der Mann den Tisch, an dem ich saß, absichtlich anstieß, um mich wach zu halten oder aufzuwecken. Zweimal passierte das. Jedes Mal schreckte ich auf. Kein Zweifel: Spätestens jetzt war klar, dass hier etwas gespielt wurde; doch ich konnte immer noch keine logische Erklärung finden.

Ich war wieder eingeschlafen, als mich der Mann wieder am Rücken berührte. Dieses Mal war sein Stoß heftiger. Ich schreckte hoch und berührte mit meinem Oberschenkel aus Versehen die Unterkante des Tisches, an dem ich saß, mit zu großer Wucht. Dabei fiel der Tisch lautstark um. Ich und alle anderen erschraken sich zu Tode. Binnen zwei Sekunden (nicht länger!) kamen alle drei Pflegekräfte angelaufen und riefen: 'Herr Schubert, so geht das aber nicht! Sie können doch nicht die Mitpatienten belästigen. Wir rufen jetzt die Polizei an!' - Ich und 'Patienten belästigen'? Erst jetzt verstand ich: Dieses Spiel ist organisiert worden, um mich loszuwerden. Aber das neben dem Oberarzt auch die Pflegekräfte Heike, Astrid sowie ein dritter, mir vom Namen her zunächst unbekannter Pfleger, mitmachten? (Anmerkung: Es war genau der Pfleger, der letzten Donnerstag, als ich die Überdosis Medikamente schluckte, zusammen mit Roland Nachtdienst hatte). Erst ein Jahr später erfuhr ich, dass es sich um Pfleger Christian handelte.

Das Spiel ging auf. Es war ein Geniestreich sondergleichen und plötzlich erinnerte ich mich an die Worte von Dr. Schwarzl am vergangenen Freitag: Sie werden schon sehen, was passiert, wenn Sie nicht gehen! Wir haben da so unsere eigenen Methoden ... Und sagte er nicht schon damals, dass ich ja nicht die Patienten belästigen solle, obwohl ich damals allein in der Sitzecke saß? Da wird also mit den Methoden von Paranoia und Mobbing gearbeitet, um Patienten, denen es sichtlich und begründet schlecht geht, von der Station zu bekommen, aus der Klinik zu ekeln.

Ich verließ in Rekordzeit die Station und realisierte nur sehr langsam, was hier vorging. Natürlich hat niemand die Polizei gerufen (deren Stützpunkt ist übrigens nur 200 Meter entfernt). Als ich draußen im Schnee stand, lachten und feixten hinter mir am offenen Zimmer die Schwestern Heike (Foto) und Astrid. Der männliche Pfleger stand nicht am Fenster. Dafür schrien Heike und Astrid um so lauter: 'Ist er endlich weg?' Offenbar konnten sie mich vom hell erleuchteten Stationsbüro nicht sofort erkennen, denn draußen war es bereits stockdunkel.

Ich gab auf. Eine Beschwerde meinerseits hätte überhaupt keine Chance gehabt. Welch ein Zusammentreffen: Ein deutscher Psychiatriepatient gegen den Grazer Klinik-Halbgott in Weiß, Dr. Schwarzl? No way!

Was mich viel mehr interessierte: Wer war der dicke Mann? War das wirklich ein Patient? Falls ja: Benutzte der Oberarzt Patienten, um andere Patienten zum Verlassen der Station zu bewegen? Doch wenn es kein Patient war: Wer war es dann? Ein Bekannter oder Verwandter des Arztes? Erst am 23. September 2006, fast auf den Tag genau zehn Monate später, sollte ich durch eine Verkettung von Zufällen erfahren, wer dieser Mann war (dazu mehr auf der nächsten Seite).


Am Abend des 24. November 2005 lag der Schnee wadenhoch. Auch die Sitzbank war hoch mit Schnee zugedeckt. Rechts im Bild die Fenster der Station 'PS 32', an einem davon standen Pflegehelferinnen Heike und Astrid und amüsierten sich königlich.

Woher hatte der dicke Mann sein Hintergrundwissen? Woher kannte er meine Nationalität, um mich beschimpfen zu können (in der Sitzecke sprach ich zu niemandem auch nur ein Wort). Der dicke Mann wußte auch von dem reservierten Bett in der Obdachlosenunterkunft, von der Busfahrkarte und einigen weiteren persönlichen Dingen. Woher, wenn nicht von Schwarzl um 13:00 Uhr in seinem Büro, wo er offensichtlich mitgeteilt bekam, was er mit mir zu tun hätte. Dr. Schwarzl hat hier seine ärztliche Schweigepflicht gebrochen.

Und was wäre passiert, wenn ich noch eine weitere Stunde in der Sitzecke ausgehalten hätte? Dann hätte die Nachtschicht ihren Dienst angetreten - mit Pflegehelfer Günter, mit dem ich gestern Abend noch lange Fußball geschaut habe. Hätte er sich an diesem makaberen Spielchen beteiligt? Kaum vorstellbar.

Trotzdem verursachten folgende Fragen Magenschmerzen bei mir. Hat das heute nur funktioniert, weil Schwarzl, Astrid, Heike und der unbekannte Dicke rein zufällig gemeinsam Dienst hatten bzw. anwesend waren? Oder wäre es genauso abgelaufen, wenn andere Pfleger heute Dienst gehabt hätten? Wären Sie Schwarzls Order genauso gefolgt; hätten sie dies abscheuliche Spiel ablehnen dürfen oder hätte das Konsequenzen -welcher Art auch immer- gehabt?

Man muss sich das vorstellen: Statt ihre bezahlte(!) Arbeitszeit zu nutzen, um nach Lösungsmöglichkeiten für Menschen in Not zu suchen, schauen sie amüsiert zu, wie ein Patient als 'dreckige Sau' beschimpft und mit dem Tod bedroht wird.

Noch etwas fiel mir plötzlich ein, als ich auf dem Nachhauseweg war: Gestern stieß der Patient Erich Steinhausel am Abend mit genau diesem Mann zusammen. Der Dicke hatte Steinhausel im Gang angerempelt, worauf aber Steinhausel für eine Nacht in die 'Geschlossene' bestraft wurde. Auch hier wurden die Tatsachen verdreht! Steinhausel war geistig gar nicht in der Lage, sich zur Wehr zu setzen. Aber heute Morgen bei der Visite wollte Steinhausel plötzlich entlassen werden und Schwarzl stimmte begeistert, fast schon euphorisch, diesem Wunsch zu. War das der 1. Akt des Szenarios gewesen? Oder besser gefragt: Wie viele solcher Akte hatte es schon gegeben und wie viele werden noch folgen? Spiele dieser Art mit Patienten zu spielen, die verzweifelt sind und pure Angst vor der Entlassung haben?

Ich hatte keine Schuhe an, als ich draußen im Schnee stand. Die waren in meine Tasche geklemmt. Ich hatte Mühe, mir die Schuhe anzuziehen, denn überall lag Schnee. Ich konnte mich nicht mal auf die Bank setzen. Ich versuchte, die Schuhe im Stehen anzuziehen, verlor aber immer wieder das Gleichgewicht, weil die müde machenden Medikamente, die ich heute Morgen noch bekommen hatte, immer noch wirkten. Außerdem schockierte mich die plötzlich vorhandene frische, eiskalte Luft nach einer Woche in dem stickigen, überhitzten Zimmer. Heike und Astrid feixten noch immer am offenen Fenster. Schließlich schlossen sie es. Wurde ihnen wahrscheinlich zu kalt.

Was besonders erschreckend war: Oberarzt und Pflegepersonal hatten offensichtlich nicht eine Sekunde das Gefühl, etwas verbotenes oder kriminelles zu tun; etwas das den Arbeitsplatz gefährden könnte. Sie waren sich stets sicher, dass alles gedeckt und für richtig befunden wird. Das war ein absolut, bis ins Detail eingespieltes Team.

Fünf gegen Einen: Welchen Charakter mag ein solcher Oberarzt haben? Dr. Schwarzl gibt Pflegepersonal und Patient kriminelle Anweisungen, macht Feierabend, legt zu Hause die Füße hoch und lässt Personal und Patient die Drecksarbeit erledigen ... Fünf Personen werden auf einen hilflosen Patienten angesetzt! Was sind das für Menschen, die einen solchen Arzt zum Oberarzt benennen? Welche professionelle Qualität haben die? Und was sind das für Menschen, die unter allen Umständen möchten, dass so ein Arzt in seiner Position verbleibt und dem weiterhin hilflose Menschen anvertraut werden?

Am 2. Juni 2007 gab die 'Kleine Zeitung' wichtige Ratschläge, wie Depressionskranke am besten vorgehen sollten. Wörtlich: 'Erster Schritt ist immer, die Erkrankung zu akzeptieren und sich bewusst zu machen, dass man mit einer Behandlung beim Facharzt einen großen Schritt in Richtung Gesundung macht. Wer mit seinem Arzt offen über Unsicherheit, Ängste und Probleme spricht, trägt viel zum Behandlungserfolg bei.'


Noch einmal: Eine Klinik, die für das Wohlbefinden von Patienten verantwortlich ist, hat einen Oberarzt, der drei Pflegekräfte und einen ihm anvertrauten Patienten dazu benutzt bzw. anstachelt, um einen Patienten aus der Klinik zu werfen - inklusive Gewaltandrohung (Rauswurf aus dem Fenster) und übelste Ausländerhetze! Der Arzt musste davon ausgehen, dass ein sofortiger Suizidversuch meinerseits die Folge gewesen wäre. Das hat er eiskalt einkalkuliert.

Weniger als eine Woche nachdem ich die Tabletten geschluckt habe, wurde ich entlassen. Ich stand noch unter Medikamenteneinfluss, war müde und hatte Gleichgewichtsstörungen. In der Woche auf der 'geschlossenen' Station lag ich ja praktisch nur im Bett und war nicht eine Minute an der frischen Luft gewesen. Wie schwach mein Körper noch immer war, spürte ich erst jetzt. Hier eine Skizze, wie sich die eben geschilderte Situation in der Sitzecke abgespielt hat.

Immer wieder bekomme ich Zuschriften von Lesern, die mehr wissen als ich. Man machte mich Jahre später auf Psychiater Dr. Götz Bertha (geboren am 30. April 1940) aufmerksam, der mich heute "begutachtete" und alles so machte, wie Horrorarzt Schwarzl es wollte. Nun ist "Bertha" ein ziemlich seltener Familienname. Aber es gab noch einen Psychiater mit diesem Namen: Einen teuflischen Nazi, Hans Bertha (geboren: 14. Januar 1901), der für grauenhafte Verbrechen verantwortlich ist, die einem den Atem stocken lassen. Er wurde für seine Untaten -klassisch für Österreich- nie zur Verantwortung gezogen. Noch in den 1960er Jahren war er -man muss sich das einmal vorstellen- Leiter der Grazer Nervenklinik:

Zurück zum chronologischen Verlauf: Ohne Schnürsenkel, mit schwerer Tasche, stapfte ich durch den ziemlich hohen Schnee. Bei erneut einsetzendem, heftigem Schneetreiben fuhr ich mit dem Bus in meine Wohnung zurück. Ich schloß die Tür auf: Drinnen waren es 8,6 Grad! Es war bitterkalt. Ich war so erschöpft und gleichzeitig geschockt von den Geschehnissen des frühen Abends. Aber die Müdigkeit war jetzt wie verflogen! Ich ging noch eine Weile draußen im Schneetreiben spazieren und ließ diese Farce noch einmal in aller Ruhe Revue passieren. In der folgenden Nacht tat ich kein Auge zu.

Freitag, 25. November 2005:

Die Nacht in der eiskalten Wohnung war grauenhaft. Es waren in den frühen Morgenstunden laut Radio-Nachrichten eisige -10 Grad draußen! Ich ging zur Post und holte ein Einschreiben ab. Die große Überraschung: Das 'Amt der Steiermärkischen Landesregierung' hat mit Beschluß vom 21. November 2005 (Aktenzeichen: FA11A-32-1121/2005-5) entschieden, dass ich -einmalig!- € 1.700 bekommen solle, die sich aus zwei Monatsmieten und allgemeinen Lebenshaltungskosten zusammensetzten. Meine Güte: Damit hatte ich sicher nicht gerechnet. Noch am frühen Donnerstagmorgen hatte mir Sozialarbeiter Hamedl in der Klinik mit höhnischem Unterton versichert, dass ich vom Sozialamt mit keinerlei Geld rechnen könne. Auch diese Info hatte also nicht gestimmt!

Gruselig: Da passiert monatelang nichts; dann schluckte ich an die einhundert Tabletten und schon arbeitet das Amt in einem ganz anderen Tempo.

Auf Seite 2 des Bescheides fiel mir ferner auf, dass der Sachbearbeiter des Sozialamtes, Martin Mitterfellner, bereits am 21. November 2005 zu wissen glaubte, wann ich aus der Klinik entlassen werde. Wörtlich: 'Seine Entlassung ist für die letzte Novemberwoche geplant'. Es gab also Kontakte zwischen der Behörde und der Klinik. Aber wieso unterrichtete man mich dann nicht über die geplante Einmalzahlung, sondern versetzte mich weiter in Angst und Schrecken, dass ich in eine Obdachlosenunterkunft müsse? Mit dem Wissen der Leistungsbewilligung wäre es nie zur Misshandlung am 24. und vermutlich auch nie zum Suizidversuch am 18./19. November gekommen.

Was ich damals noch nicht wußte: Ich hätte nicht nur Anspruch auf eine Einmalzahlung gehabt, sondern auf eine regulär-monatliche. Die Grazer Sozialbehörden nutzen jede noch so kleine Möglichkeit, Betroffene nach Strich und Faden hinters Licht zu führen. Noch schlimmer: Das 'Amt der Steiermärkischen Landesregierung' schreckt nicht mal davor zurück, vermeintlich anonyme E-Mails zu versenden. Die Rückverfolgung der IP-Nummer lieferte den Beweis. Mehr dazu im 9. Kapitel.

Zurück zu Dr. Schwarzl. Mit dem notwendigen Abstand sind mir folgende Gedanken gekommen: Psychiater und Psychologen müssen hohe Menschenkenntnis besitzen. Da sind wir uns sicher einig. Facharzt Schwarzl hat nicht einkalkuliert, dass ich diesen positiven Bescheid der Landesregierung bekomme. Er hat nicht einkalkuliert, dass diese Webseite entsteht; von daher konnte er nicht einkalkulieren, in welch starker Form die Webseite verbreitet wird und von so vielen Menschen (besonders in Graz und meiner Heimatstadt Buchholz) zur Kenntnis genommen wird - obwohl er wusste, dass ich HTML- und Internet-Kenntnisse habe. Aber das schlimmste, was Dr. Schwarzl nicht einkalkuliert hat, ist die Tatsache, dass Graz zwar 250.000 Einwohner hat, dass es mir aber trotzdem gelungen ist, herauszufinden, wer der dicke Mann ist. Dazu mehr auf der nächsten Seite ...

Meine Verzweiflung hat dieser bösartige Arzt als Schmarotzertum interpretiert. Er hat somit unterstellt, dass es mein Wunschtraum ist, weiter im 'geschlossenen' Bereich dieser psychiatrischen Anstalt zu verbleiben - mit Vorbestraften als Zimmergenossen. Diese ärztliche Kapazität hat unterstellt, dass es meiner schmarotzenden Mentalität entgegenkommt, dass der Verzicht auf das Händewaschen nach dem WC-Gang und auf frische Luft aufgrund des permanten Eingesperrtseins, an erster Stelle meiner Prioritätenliste steht.

Hinzu gekommen sind jedoch die Folgeschäden, die Dr. Schwarzl bewusst in Kauf genommen hat, denn mein Vertrauen in psychiatrische Kliniken, Psychologen etc. ist verschwunden. Es geht hier nicht um ein 'schwarz(l)es Schaf', sondern darum, dass unzählige Verantwortliche die Geschehnisse vertuschen wollten. Sie wollen einen derart unseriösen Arzt schützen und gleichzeitig einem Patienten schaden, indem sie keinerlei Hilfe angeboten haben, mir gegen diesen Arzt beizustehen, was auf den nächsten Seiten noch klarer beschrieben wird. Für mich hat das zur Folge, dass ich im Falle einer Krise keinen Ansprechpartner habe und stets damit rechnen muss, in diese Klinik wieder eingewiesen zu werden.

Und das Pflegepersonal Heike, Christian und Astrid? Was ging in deren Köpfen vor? Mussten Sie dieses böses Spielchen treiben? War das etwas, was ihnen ein Vorgesetzter aufgetragen hat (was wäre gewesen, wenn Sie 'nein' gesagt hätten?) oder war das persönliche Gaudi, eine willkommende Abwechslung im täglichen Kliniktrott? Wo hat sich die Intelligenz von Heike & Co versteckt? Ist ihnen ihr Arbeitsplatz vollkommen egal? Ist es wert, für derlei Spielchen seinen Arbeitsplatz zu riskieren - oder konnten sie zu 100 Prozent sicher sein, dass ihnen arbeitsrechtlich nichts passiert?

Ist es nicht auch eine Art von Schmarotzertum, wenn ein Oberarzt sein Pflegepersonal und Patienten für seine primitiven Zwecke mißbraucht; sich selbst die Hände nicht schmutzig machen muss? Werden in Österreich hilflose Menschen bewusst in den Tod getrieben, indem man ihnen das Leben zur Hölle macht - statt ihnen effizient zu helfen? Im April 2009 erschien ein rassistisches Plakat des 'Ring Freiheitlicher Jugend' (RFJ), das suggeriert, dass Ausländer in Österreich ihres Lebens nicht mehr sicher sein können. Zuwanderung kann tödlich sein! Es ist so unfassbar, dass man es kaum glauben mag: Während Menschen in Österreich hungern und frieren müssen, unterstützt der österreichische Staat(!) diese ausländerfeindliche Kampagne finanziell mit: € 20.000 erhält der RFJ!

So wird die 'Sigmund Freud'-Klinik von anderen Patienten beurteilt:

Sehr eigenartig auch diese E-Mail. Dr. Peter Schwarzl hat am 23. November 2005 versucht, meinen Lebenslauf, den ich im Internet veröffentlicht habe, zu lesen. Dieser Lebenslauf ist passwortgeschützt. Warum wollte er meinen Lebenslauf lesen? Warum fordert er von mir das Passwort an, obwohl ich auf seiner Station im 'geschlossenen' Bereich liege und ihm gar nicht via E-Mail hätte antworten können? Warum hat er mich nicht direkt nach dem Passwort gefragt und mir den Grund genannt, warum er meinen Lebenslauf anschauen wollte? Meine Vermutung: Ihn hat mein beruflicher Werdegang nie interessiert. Ich gefiel ihm in der Rolle als ausländischer Schmarotzer. Gute Arbeitsbeurteilungen und hervorragende Arbeitgeber in drei Ländern hätten sein Klischee massiv gestört. Drei Wochen hatten wir Zeit über mein Berufsleben zu sprechen - und jetzt, wo ich eingeschlossen war, interessierte ihn plötzlich mein passwortgeschützter Lebenslauf! Er ahnte vermutlich, was in meinen Zeugnissen steht: zuverlässig, engagiert, flexibel, freundlich. Niemals hat mich ein Arbeitgeber entlassen. Und diese Tatsachen passten absolut nicht in sein Konzept.

Ich hatte meine Arbeitszeugnisse übrigens in der Klinik dabei. Niemand hatte auch nur das geringste Interesse daran, sich diese mal genauer anzuschauen.

Nachtrag: Wie extrem langsam die Amtsstuben arbeiten, ist mittlerweile bekannt. Als es jedoch bei der 'Freud'-Klinik darum ging, den Eigenanteil einzufordern, vergingen nur wenige Tage, obwohl ja bekannt war, dass ich weder versichert bin noch über Geld verfüge. Genauso schnell arbeitete plötzlich auch das Sozialamt, als es darum ging, das Geld für meine nicht versicherte 'Behandlung' einzutreiben.

Jahre später, am 14. April 2010, bestätigte mir Dr. Adelheid Pacher von der Volksanwaltschaft in Wien, dass es nicht das Sozialamt Graz war, dass meine Entlassung aus der 'Sigmund Freud'-Klinik gefordert hat. Somit ist Dr. Peter Schwarzl allein für die Organisation dieser zutiefst widerlichen Tat verantwortlich:

Was ich später mit der Grazer Justiz erleben sollte, als ich meine Misshandlung angezeigt habe, ist so schockierend und stellt alles in den Schatten und hat mit einem Rechtsstaat, als den sich Österreich so gern sieht, rein gar nichts zu tun. Darüber mehr auf den Folgeseiten.

Am 26. Juli 2010 hat sich die österreichische Schriftstellerin Brigitte Schwaiger das Leben genommen. Sie wurde aus der Donau gefischt. In ihrem Buch "Fallen lassen" (ISBN-10: 3707600823, Czernin-Verlag) beschreibt sie ihre schockierenden Erfahrungen in der Wiener Psychiatrie. Erst wird man in diesen menschenverachtenden Spitälern von Verbrechern wie Schwarzl & Co zerstört und traumatisiert; nach der Entlassung bis zum letzten Atemzug stigmatisiert. Wir tragen alle eine Mitschuld an den Toten in der Psychiatrie, denn wir schauen alle weg!

Gerald Grosz (BZÖ) ging in der Pressekonferenz am 23. September 2010, in der es um grauenvolle Misshandlungen im zur KAGes gehörenden Pflegeheim Schwanberg ging, auch auf die Sigmund Freud-Klinik, in der ich 2005 misshandelt wurde, ein. Er zitiert zunächst die Krankenstände in den einzelnen KAGes-Einrichtungen und erinnert auch an den fürchterlichen Sexskandal in der KAGes-Wäscherei. Dann sagt er wörtlich: "Die höchsten Krankenstandsquoten in der Geschichte der KAGes waren in der Wäscherei zu verzeichnen gewesen; die zweithöchsten im LPH Schwanberg und die dritthöchsten im LSF Graz (Sigmund-Freud-Klinik) - weil es offenbar auch dort -mit Verlaub gesagt- gang und gäbe ist, dass sich Personal im alkoholisierten Zustand ihren Patienten nähern und offenbar auch die Sitten -um es höflich auszudrücken- etwas rauer sind als es die Menschen- und Patientenrechte erlauben."


Aufruf: Wer hat in der Grazer 'Sigmund Freud'-Klinik oder einer anderen Psychiatrie ähnlich fürchterliche Erfahrungen gemacht? Bitte schreibt mir eine E-Mail an graz AT mkschubert.de - Weiter zur nächsten Seite

Sigrid Pilz von den Grünen: "Die SPÖ versteht's nicht. Der Patientenanwalt hat sich bei den Brandunfällen auf der Psychiatrie völlig desinteressiert gezeigt. Er ist Teil des Problems." +++ Wenn psychisch Kranke entlassen werden, fehlt eine geeignete Nachbetreuung, wie Oberärztin Jutta Leth bestätigt. Dadurch verwahrlosen Patienten oft zu Haus und landen wenig später völlig desolat wieder in der Psychiatrie +++ Es ist kein Fehler einen Fehler einmal zu begehen, aber es ist unärztlich, den eigenen Fehler nicht einzugestehen oder erkennen zu wollen, um daraus für später die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. (Georg Ernst Stahl, 1660 - 1734) +++ Ärzte schütten Medikamente, von denen sie wenig wissen, zur Heilung von Krankheiten, von denen sie weniger wissen, in Menschen, von denen sie nichts wissen. (Voltaire) +++


Zwischenbilanz:

Obwohl ich seit 9. Januar 2006 fünfundzwanzig Wochenstunden arbeite, habe ich weniger als jemand, der nicht arbeitet. Ich bekomme keinen Zuschuß vom Sozialamt, kein Wohngeld, muss die volle Höhe für öffentliche Verkehrsmittel zahlen. Ich verdiene € 733,40 netto; Sozialhilfeempfänger, die nicht arbeiten und eine geringere Miete haben, bekommen bis zu € 850. Und wenn ich mir einen Fernseher leisten könnte, müßte ich auch noch die TV-Gebühren in voller Höhe zahlen.

Keinerlei Unterstützung oder Hilfestellung seitens der Grazer Behörden. Keinerlei Prävention, keine Beratungsgespräche oder Tipps - nichts! Auch nicht von Menschenrechtsorganisationen oder der Grazer Arbeiterkammer:

Mir wurde geraten, wegen dem desolaten Zustand der Wohnung, die Arbeiterkammer aufzusuchen, was ich im Sommer 2006 auch tat. Das Gespräch mit Peter Kiesswetter (Foto) ergab, dass ich in jedem Punkt recht hatte und berechtigt wäre, die Miete zu kürzen. Auf meine Bitte, ob er einen entsprechenden Brief an meinen Vermieter schicken könnte, kam die prompte Ablehnung. Nein, das ginge natürlich nicht. Ohne Geld für einen Rechtsanwalt bzw. Mieterschutzverein war ich also einmal mehr aufgeschmissen. Um Repressalien von Vermieter Wonisch zu vermeiden, zahle ich den Mietzins in voller Höhe weiter.

Einmal im Jahr muss der Vermieter eine Betriebskostenabrechnung vorlegen. Natürlich habe ich nie eine erhalten.

Kann nachts kaum schlafen (max. 3-4 Stunden); Grübeln ohne Ende, Albträume, Herzrasen. Ein urologischer Besuch bei Dr. Manfred Ollinger im August 2006 ergab, dass ich meinen Leistenbruch dringend operieren lassen solle. Ich verzichtete darauf, weil ich sonst meinen Arbeitsplatz riskiere und mir die anteiligen Spitalskosten (ca. € 10 pro Tag) auch nicht leisten könnte. Und das Vertrauen, mich in Graz einer Operation auszuliefern, fehlt ebenfalls.

Bitte hier klicken und weiterlesen: