Michaels Reisetagebuch - Michael Schubert berichtet in seinem schockierenden Erfahrungsbericht über schwere Missstände in Graz/Österreich


Sozialreferent Kurt Flecker gebührt die zweifelhafte Ehre, die 4. Seite zu eröffnen:


Bitte hier die entsprechende Seite anklicken:

208. Sozialreferent Kurt Flecker steht einmal mehr unter Druck: Die 'Kleine Zeitung' berichtet am 12. März 2008 (rechts) über unfassbare Zustände im Grazer Sozialamt. Kurt Flecker machte kein Hehl daraus, dass die Vorwürfe stimmen. Er habe die Fälle überprüft. Von fünf Bescheiden würden zwei in zweiter Instanz wieder aufgehoben, drei hielten. 'Die Antragsteller kommen in einem viel zu hohen Ausmaß erst in der zweiten Instanz zu ihrem Recht. Dazu kommt, dass viele die negativen Entscheidungen wahrscheinlich gar nicht erst bekämpfen.' Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Es wird mal etwas zugegeben! Und nicht sofort dementiert. Alle Achtung! Genauso habe ich die Grazer Sozialbehörden erlebt: Man wird gedemütigt, von A nach B geschickt, zermürbt und bekommt am Ende nicht mal einen Bescheid der Entscheidung (in meinem Fall habe ich 2 Jahre nachfragen müssen). Es gibt keinerlei rechtliche Beratung - und wenn doch, stellt sich hinterher nicht selten heraus, dass diese falsch waren und man dadurch weitere Schwierigkeiten bekommt. Kurzfristig müssten die Mitarbeiter intensiv geschult werden. So lange die Mentalität so menschenverachtend ist, nützt die beste Schulung nichts, wie sich zeigen wird: Es wird sich nämlich nichts ändern. Deshalb: Der Antrag der KPÖ auf Installierung eines Sozialhilfeanwalts wurde von SPÖ und ÖVP als nicht zielführend abgelehnt. Ich kann nur jedem Antragsteller den Rat geben, mit einer Begleitperson, einem Zeugen, in die Amtsstube zu gehen. Ist das nicht möglich, unbedingt ein Tonband oder ein Diktiergerät mitnehmen, um einen akustischen Beweis zu haben, was das Benehmen der Sachbearbeiter betrifft und auch, um die Qualität der Informationen festzuhalten. Vor einer Tonbandaufzeichnung haben die Sachbearbeiter nämlich Angst und Respekt. So traurig das auch sein mag. Und natürlich kann man den Hauptverantwortlichen, Kurt Flecker, bei einem Monatsgehalt von über € 10.000 nur ermuntern, endlich etwas zu tun, um die Antragsteller (= Menschen) zu schützen.


209. Die 'Kleine Zeitung' berichtete über -meist farbige- Ausländer, denen der Zutritt in Diskotheken verwert wird. Dazu erschien am 13. März 2008 ein Leserbrief von Marianne Walter aus Graz: 'Mir fiel sofort der Freund meines Sohnes ein, dessen Mutter aus der Dominikanischen Republik kommt. Sein Vater ist Österreicher. Er ist höflich und nett, grüßt immer freundlich und es kommt ihm nie ein 'ordinäres' Wort über die Lippen. Am Wochenende geht mein Sohn öfters fort, doch wenn in der Jugendrunde sein Freund mit der dunkleren Hautfarbe dabei ist, kommt dieser nie in die Disco 'Bollwerk'. Die Türsteher verweigern ihm jedes Mal den Eintritt.'


210. Unter der Überschrift 'Armut macht auch einsam' berichten die 'Salzburger Nachrichten' am 20. März 2008: Eine am Mittwoch veröffentlichte Auswertung der Statistik Austria über Einkommen, Armut und Lebensbedingungen in Österreich belegt, dass Menschen in Armut wesentlich öfter allein leben als Nicht-Arme. Stimmt! 'Sie haben weniger Kontakte außerhalb des Haushalts und können deutlich seltener auf ein tragfähiges Unterstützungsnetzwerk zurückgreifen als andere Personen', heißt es in der Analyse der Statistik Austria. Stimmt! Die finanzielle Schwelle zur Armutsgefährdung liegt bei einem gewichtigen Pro-Kopf-Einkommen von € 893 im Monat. Wer weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hat, gilt als 'manifest arm' - das sind in Österreich laut Statistik 459.000 Menschen. Ich verdiene netto € 811,20! Menschen in Armut leben wesentlich öfter allein. Stimmt! Wer entsprechend benachteiligt ist, rechnet oft gar nicht mehr mit Hilfe. Stimmt! 20 Prozent der manifest armen Frauen gehen nicht davon aus, dass sie im Notfall Hilfe von Verwandten, Freunden oder Nachbarn bekommen. Bei den manifest armen Männern rechnen 17 Prozent nicht damit, im Notfall Hilfe zu bekommen. Stimmt! 'Die Gefahr ist groß, dass Menschen, deren Lebenstraum geplatzt ist, sich völlig zurückziehen und ohne fremde Hilfe kaum mehr auf die Beine kommen', betont 'Caritas'-Präsident Franz Küberl. Stimmt! Zur Armut komme dann noch die Armut an Kontakten zu anderen Menschen. 'Viele schämen sich für ihre Lage und zögern deshalb viel zu lange, um Hilfe zu bitten', sagt Küberl. Irrtum, Herr Küberl, ich habe um Hilfe gebeten, gewinselt und gefleht! Ich wurde in der Grazer 'Sigmund Freud'-Klinik als schmarotzende, deutsche Drecksau beschimpft und mir wurde stundenlang mit dem Tod gedroht. Die Grazer Sozialbehörden haben mich bis in den Suizidversuch schikaniert und mich im Winter(!) in einer verschimmelten, unbeheizten Wohnung vegetieren lassen! 'Betroffene brauchen Mitmenschen, die hinsehen, und Politiker, die handeln', betont der 'Caritas'-Chef. Die gibt es hier nicht, Herr Küberl, und das wissen Sie ganz genau. Ich habe die 'Caritas' über die Vorkommnisse in der 'Sigmund Freud'-Klinik mehrmals in Kenntnis gesetzt und um rechtliche Unterstützung gebeten. Kein Finger wurde gerührt! - Die bedürftigen Menschen werden schikaniert und zermürbt. Man hofft, dass sie sich das Leben nehmen, damit sie aus der Statistik fallen und man Geld sparen kann. Tote Arme kommen günstiger! Zufall, dass die Suizidraten in der Steiermark -EU-weit betrachtet- in Rekordhöhe stehen?


211. Am 13. März 2008 fand im Grazer Rathaus die konstituierende Sitzung des Gemeinderates statt. Anwesend war auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Gerard Sonnenschein. Die FPÖ-Gemeinderäte rund um die umstrittene Neo-Stadträtin Susanne Winter ('Mohammed war ein Kinderschänder') trugen Kornblumen. Zeitgeschichtlich Bewanderte wissen: Die Kornblume war das Erkennungszeichen der illegalen Nazis in den 30er Jahren. Ein solches Zeichen just am Jahrestag der Machtergreifung durch Hitler zu tragen, hielten die anderen Parteien für skandalös. FPÖ-Klubchef Armin Sippel sah indes kein Problem. Die Angelegenheit sei mit FPÖ-Chef Strache abgesprochen. (aus: 'Österreich' vom 14. März 2008)
Die 87-jährige Widerstandskämpferin Maria Cäsar kritisierte in Anspielung an FPÖ und BZÖ, im Grazer Wahlkampf seien Töne zu hören gewesen, von denen sie gehofft habe, sie nie mehr zu hören. (aus: 'Salzburger Nachrichten' vom 14. März 2008)


212. 'Deutsch-Österreich, du herrliches Land!' - das ist eine jener Gruppen, in denen sich Armin Sippel auf der Internet-Plattform studiVZ tummelt. Sippel ist nach FPÖ-Chefin Susanne Winter der neue starke Mann in der Grazer FPÖ. Er gilt als radikal, 'rechts von ihm ist nur noch der Abgrund', sagt selbst ein FPÖler, der aber anonym bleiben will. Sippel ist noch in weiteren Gruppen auf studiVZ aktiv, die seine Einstellung gegenüber Deutschen und Frauen widerspiegeln: 'Frauen an die Macht! Macht Essen, macht Kaffee, macht sauber'; 'Deutsche Frauen, deutsches Bier, Schwarz-Rot-Gold, ich steh' zu dir!'; 'Scheiße, dass man Bier nicht ficken kann'. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 15. März 2008)


213. Der Menschenrechtsbeirat übt erneut massive Kritik an den Zuständen bei der Schubhaft in Österreich. Die Verbesserungsvorschläge der vergangenen Jahre hätten fast nichts bewirkt. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 15. März 2008)


214. Die 'Kleine Zeitung' am 18. März 2008: Stein des Anstoßes sind Beschwerden in Spitälern, die kaum zu Verbesserungen führen, weil sie oft gar nicht an die medizinische Direktion des Hauses weitergeleitet werden. Wie wahr: Meine Beschwerde über Dr. Peter Schwarzl wurde von ihm gleich selbst bearbeitet. Das Ergebnis ist bekannt.


215. 10,85 % der Stimmen der Grazer Bürger haben es möglich gemacht, dass die Grazer FPÖ den Einzug in den Gemeinderat geschafft hat. Unbestritten ist allerdings auch, dass der Grazer Gemeinderat genau dadurch ein höchst bedenkliches Bild abgibt: Bei einer ganz normalen Sitzung erreicht das Polizeiaufgebot beinahe die Stärke eines Bundesliga-Matches. Im Sitzungssaal selbst steuert das Niveau der Untergriffe ungeahnte Tiefstwerte an. Und auf diversen Homepages zeigen die jungen Recken der FPÖ ihr wahres Gesicht. Auf dieses Bild der Grazer Politik schauen nicht nur wir hin - längst ist dieses rechte Signal aus der Landeshauptstadt Thema in internationalen Medien. Sicher nicht zum Nutzen der Stadt. (aus: 'Woche' vom 19. März 2008)


216. Häftlinge werden von der Gefängnisleitung aufgefordert, illegale und unseriöse Tätigkeiten auszuüben. Unmöglich? Nicht in Graz: Die Callcenter der Grazer Gefängnisse Karlau und Jakomimi sorgen für Wirbel. Stein des Anstoßes sind angeblich unlautere Geschäftsmethoden der für eine Privatfirma anrufenden Häftlinge. Laut Christian Sikora, Personalvertreter der Justizwache, beschwerten sich schon Insassen, dass sie im Callcenter 'betrügen müssen.' Der Dienststellenausschuss habe schon oft Bedenken wegen der Methoden im Callcenter geäußert, so Sikora. Diese seien von der Anstaltsleitung wegen des 'wirtschaftlichen Vorteils' zurückgewiesen worden. Es gehe um € 40.000 Reingewinn pro Jahr. Laut Sikora seien die Methoden höchst fragwürdig: Kunden würden ohne Zustimmung für Werbezwecke angerufen - was verboten ist. Zudem müssten die Insassen falsche Namen angeben und behaupten, sie würden aus Deutschland anrufen. Bin schon tierisch gespannt, was die Verantwortlichen im Justizminsterium dazu sagen: 'Stimmt alles nicht'. (aus: 'Salzburger Nachrichten' vom 19. März 2008)


217. Alle Jahre wieder gibt es den Rassismus-Report von ZARA. Alle Jahre wieder wird dieser Bericht mit betroffenen Gesichtern der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle Jahre wieder werden die Inhalte des Berichts schlimmer. Alle Jahre wieder wird aus dem Bericht nichts gelernt. Bis es eines Tages zur Eskalation kommt und dann werden die Gesichter noch betroffener aussehen: 'Der Standard' am 21. März 2008: Was in der achten Auflage des Jahresberichts vor allem ins Auge springe, sei eine Zunahme der Meldung von Angriffen auf afro-österreichische Kinder, meint ZARA-Geschäftsführerin Barbara Liegl bei der Präsentation des Reports. Der Bericht schildert dazu folgendes Ereignis:
Frau O., verheiratet mit einem Mann afrikanischer Herkunft, besucht mit ihren beiden Kindern einen Spielplatz im Wiener Donaupark. Die Zwillinge spielen auf Wippen in Form eines Gorillas und eines Tigers. Ein älteres Ehepaar mit seiner erwachsenen Tochter spaziert vorbei, letztere deutet auf die Kinder und meint: 'Schau, der kleine Neger... Da passt er hin, da sitzt er richtig!' Frau O. weist darauf hin, dass sich die Betreffende in der Wortwahl vergriffen hätte, es entwickelt sich ein Streit. Schließlich müssen Gattin und Tochter den älteren Mann davon abhalten, Frau O. gegenüber handgreiflich zu werden. Völlig in Rage schreit er mehrmals in Frau O.s Richtung: 'Schaut's des is a Neger-Fotz'n! Schaut's...!'
Für Wolfgang Zimmer (Foto), Leiter der ZARA-Beratungsstelle, sind derartige Fälle neu. Das Schlimme daran sei, dass in einigen Fällen der Schritt von der verbalen Aggression zur tatsächlichen Gewalttat nicht mehr weit gewesen sei. 'Eines der erschreckendsten Ergebnisse' des Reports sieht Zimmer darin, dass auf Gewalt und rassistische Übergriffe im öffentlichen Raum kaum mit Zivilcourage geantwortet werde. Im Report finden sich dazu unter anderem diese beiden Beispiele:
Frau R., Journalistin und Afro-Österreicherin, wird in einer voll besetzten Wiener Straßenbahn von einem jungen Mann wegen ihres Aussehens zuerst beschimpft, dann bespuckt und sogar körperlich attackiert. Der Täter versetzt ihr Faustschläge ins Gesicht, weder Fahrgäste noch der Fahrer des Zuges reagieren. Frau R. muss dem flüchtenden Täter unter Schmerzen nachlaufen und ruft selbst die Polizei, bei deren Eintreffen der Täter schon verschwunden ist. Trotz genauer Zeit- und Ortsangaben konnte die Beschwerdestelle des Nahverkehrsunternehmens den betreffenden Fahrer nicht ausforschen. Die Frau erhält lediglich die Auskunft, dass dieser Fahrer nichts von dem Übergriff gegen sie bemerkt habe.
Und weiter:
Herr K. aus dem Irak wird an einem Tag im Oktober am Wiener Matzleinsdorfer Platz von zwei Männern rassistisch beschimpft. Als er sich entfernen will, wird er von ihnen geschlagen und fällt zu Boden. In der Folge wird er mehrere Minuten lang mit Fußtritten malträtiert. Dann trifft die Polizei ein, die offenbar von einem Passanten gerufen worden ist, stellt die Identität der beiden Männer fest und ruft einen Rettungswagen. ZARA weist darauf hin, dass auch hier keiner der anwesenden Passanten eingeschritten sei.
Aber auch die Anti-Rassismus-Initiative ZARA selbst werde zur Zielscheibe rassistischer Angriffe, erklärt Zimmer. So würde beispielsweise eine Dame nahezu täglich bei der Beratungsstelle anrufen, um sie mit Schimpftiraden einzudecken: 'Ihr gehört ja genau so angespuckt wie diese Parasiten.' ZARA-Obmann Schindlauer gab abschließend zu: 'Wir haben das Gefühl, dass wir in den letzten Jahren nicht wahnsinnig erfolgreich waren.'
Das kann ich bestätigen. Als ich ZARA über meine Erfahrungen in der 'Sigmund Freud'-Klinik informierte, gab es viel Betroffenheit und sonst gar nichts. Ich wurde allein gelassen. - Der ZARA-Bericht beschäftigt sich auch mit zahlreichen Stellenanzeigen, die den Zusatz 'keine Ausländer!' beinhalten. Diese Diskriminierung ist in Österreich per Gesetz verboten. Trotzdem: Verurteilt werden die Inserenten nicht!


218. Ute Bock, Flüchtlingshelferin, über Österreich: 'Früher war ich immer der Meinung, dass Österreich ein gastfreundliches und aufgeschlossenes Land in der Mitte Europas ist. Ich dachte, dass wir nicht so grauslich sind wie alle anderen herum, und allen hier geholfen wird. In den letzten Jahren merke ich, dass das nicht stimmt. Es ist fast nicht mehr zum Aushalten. Das Klima in unserem Land wird bewusst verändert und so hingebildet, dass die Leute denken, Ausländer würden nur nach Österreich kommen, um zu stehlen, zu rauben und zu morden.' (aus: 'Der Standard' vom 22. März 2008)


219. Mitten im Grazer Bezirk Lend befindet sich der Sitz der Organisation 'Deutsches Kulturwerk europäischen Geistes (DKEG)'. Dahinter steckt die gebürtige Deutsche Lisbeth G., die während des 2. Weltkriegs Gau-Unterführerin des 'Bund Deutscher Mädel' war. Das DKEG veranstaltet regelmäßig Treffen mit bis zu 170 Teilnehmern. Geplant und organisiert werden die Zusammenkünfte dem Anschein nach in der Zentrale in Graz, durchgeführt seit 1992 in Deutschland. Die Treffen sind genau strukturiert, jeder Teilnehmer hat einen Aufgabenbereich. So soll es etwa die Bezeichnung 'Führer vom Dienst' geben. Auf Nachfrage beim deutschen Verfassungsschutz spricht man von 'relativ gefährlichen Treffen'. Ebenfalls als gefährlich stufen die Mitarbeiter des 'Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DöW)' die Dame ein: 'Sie ist sicher eine der führenden Vertreterinnen der rechten Szene in Österreich. Denn sie begeistert auch viele junge Menschen für ihre Anschauungen.' Die Mitarbeiter des DöW zeigen sich zudem verwundert, warum alle Verfahren gegen die besagte Dame immer wieder eingestellt wurden. Warum dem so ist, kann man auch beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung in Graz nicht sagen. Die Grazer Staatsanwaltschaft gibt an, dass die Dame nicht aktenkundig sei. (aus: 'Der Grazer' vom 23. März 2008)


220. Frage: 'Gibt es in Österreich Menschen, die in der Hölle leben?' - 'Caritas'-Präsident Franz Küberl antwortet: 'Es gibt jedenfalls viele, die der Hölle weit näher sind als dem Himmel.' (aus: 'Kurier' vom 23. März 2008)


221. Der Jahresbericht der Organisation 'Helping Hands' zeigt, dass der Grazer Wahlkampf die Diskriminierung von Ausländern massiv in die Höhe getrieben hat. Früher wurden Menschen mit dunkler Hautfarbe gern mit Drogendealern gleichgesetzt; heute steht vor allem der Islam im Zentrum der Diskriminierung. Migranten haben bei der Wohnungssuche immer wieder das Nachsehen, weil Vermieter ihre Wohnung nicht an Ausländer vergeben wollen. Auch körperliche und verbale Übergriffe gegen Migranten haben konstant Hochsaison. Hier sind es vor allem Frauen mit Kopftuch, die sich Beschimpfungen, etwa in der Straßenbahn, anhören müssen. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 27. März 2008)


222. Das in Anführungszeichen gesetzte Zitat (rechts) stammt von FPÖ-Chef Strache; der Rest ist die weit verbreitete Denkweise.


223. In meinem Fall hat der Grazer Patientenanwalt in keiner Weise geholfen und mich völlig im Stich gelassen. In Wien scheint es ähnlich zuzugehen, wie die 'Presse' am 25. März 2008 zu berichten weiß. Am selben Tag startete der Untersuchungsausschuss zu den Missständen in den Psychiatrie. 'Er ist kein Patientenanwalt, sondern das Salzamt. Das sagen viele über ihn', erklärt die Grüne Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz. Die Untersuchungskommission werde sich nicht nur mit den Missständen in der Wiener Psychiatrie beschäftigen, sondern auch mit der Rolle des Wiener Patienten- und Pflegeanwalts, Konrad Brustbauer. Pilz: 'Er soll vor der Kommission erklären, warum er ein Brandopfer aus der Psychiatrie nicht unterstützt hat.' Neben Brustbauer wird sich die Kommission auch Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely vornehmen: 'Sie hat erklärt, es gibt weder einen Todesfall noch schwere Verletzungen in der Psychiatrie', so Pilz. 'Das gibt es schriftlich. Aber es stimmt nicht.'


224. Österreicher zweifeln Gleichbehandlung vor Gericht an: Laut einer im Auftrag des Justizministeriums geführten Umfrage vermuten mehr als drei Viertel, dass Politiker vor Gericht bevorzugt werden. 52 % sehen Akademiker im Vorteil; 31 % Journalisten. Besonders schlecht behandelt werden aus Sicht der Österreicher 'Leute ohne Anwalt' (68 %); 'unbeholfene Leute' (52 %), Arbeitslose (40 %) und Ausländer (35 %). (aus: 'Kurier' vom 30. März 2008)


225. Der Dokumentarfilm Bare Droma zeigt Realitäten in Graz und porträtiert die Grazer in einer Art, die so gar nicht zu einer Menschenrechtsstadt passen will. Eine Grazerin macht sich Sorgen um musizierende, ausländische Kinder. Sie sollten lieber die Schuhe der vorbeieilenden Passanten putzen, das sei doch wesentlich zielführender. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 30. März 2008)


Ich habe noch nie eine Stadt mit so vielen Spielhallen gesehen wie in Graz, was natürlich über das Land eine Menge aussagt, zumal es in der steiermärkischen Landeshauptstadt mehr Spielhöllen als Kindergärten gibt. Supermärkte müssen sich an enge Öffnungszeiten halten. Dafür dürfen Spielbetriebe 24 Stunden geöffnet haben, wovon auch reichlich gebraucht gemacht wird. Da reiben sich die Stadtväter natürlich gierig die Hände. Saftige Steuereinnahmen! Was von den Verantwortlichen allerdings übersehen wird: Wer zahlt die anschließende Suchttherapie? Wer kommt für die exorbitante Verschuldung der Spieler auf? Wer hilft den Familienangehörigen, die mit zum Opfer werden? Gar nicht daran zu denken, dass die Spieler oft kriminell werden, um an Geld zu kommen. Wie sieht es eigentlich aus, wenn ich mir Milch und Brot im Supermarkt kaufen möchte, Dinge um zu leben? Lebensmittel? Supermärkte haben sich an enge Öffnungszeiten zu halten. Sie dürfen weder 24 Stunden noch am Sonntag geöffnet haben. Und falls sie doch öffnen, hagelt es hohe Geldstrafen ...


226. Ich bin kürzlich mit meinem Fahrrad bei der Kreuzung Bahnhofgürtel/Annenstraße (Graz) gestürzt. Obwohl viele Menschen auf der Straße waren, ich unter meinem Fahrrad gelegen bin und mir das Blut über das Gesicht geronnen ist, haben mich alle nur blöd angeschaut und sind so rasch wie möglich weitergegangen. Einzig ein Kellner hat mir nach einiger Zeit seine Hilfe angeboten. Wenn ich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt hätte, wo es auf jede Minute ankommt, wäre ich wahrscheinlich inmitten meiner 'lieben' Mitmenschen krepiert. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 31. März 2008)


227. FPÖ-Chef Strache im O-Ton: 'Man bekommt bei den handelnden Volksvertretern den Eindruck, dass sie eher Volksverräter sind' (wenn sie für den EU-Vertrag stimmen). BZÖ-Chef Westenthaler, im Moment unter Anklage, spricht von einem 'Verratstag für Österreich'. Der NS-Gauleiter von Oberösterreich, Eigruber, sagte im März 1939: 'Wir Oberösterreicher erhalten eine besondere Auszeichnung. Nach Oberösterreich kommt das Konzentrationslager für die Volksverräter von ganz Österreich'. (aus: 'Der Standard' vom 3. April 2008)


228. Wie den Äußerungen besorgter Experten nahezu täglich zu entnehmen ist, geht es nämlich 'immer mehr Menschen' in Österreich gar nicht so gut. Sondern richtig schlecht. 'Immer mehr Menschen' müssen nämlich dem wirtschaftlichen Aufschwung dabei zusehen, wie er an ihnen vorbeizieht. Für 'immer mehr Menschen' wird schon der Ausflug zum Textildiskonter zum einmaligen Erlebnis, von ausgedehnten Urlaubsreisen nicht zu reden. 'Immer mehr Menschen' finden auch nur mehr in prekären Arbeitsverhältnissen Beschäftigung, weshalb auch das Jobwunder in Wahrheit gar kein Jobwunder ist. Während also eine überschaubare Clique von Wohlhabenden die warmen Sonnenstrahlen genießt, können sich 'immer mehr Menschen' in Zeiten der 'sozialen Kälte' gerade einmal die nötigsten Dinge des Lebens leisten. So sieht sie aus, die raue Wirklichkeit. Der Staat soll noch stärker gegensteuern und so verhindern, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Es wird darauf hingewiesen, dass es sich beim Beschäftigungszuwachs 'nur' um Teilzeitkräfte handelt. Ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist. Dennoch sei die Frage erlaubt, warum Menschen, die früher erwerbslos waren und nun beispielsweise 20 Stunden pro Woche arbeiten, Beschäftigte zweiter Klasse sein sollen. (aus: 'Die Presse' vom 5. April 2008)


229. 'Der Standard' berichtet am 8. April 2008: Von 'Folter' und Zuständen 'wie in einem KZ' ist in einem Brief die Rede, die der wegen terroristischer Aktivitäten verurteilte Mohamed M. seinem Anwalt geschrieben hat. Der 22-Jährige behauptet darin, Ende März in der Justizanstalt Josefstadt schwer misshandelt worden zu sein und während eines Besuchs seiner Familie von Justizwachebeamten geschlagen und heftig an den Haaren gerissen worden sein, ehe man ihn nackt in Einzelhaft brachte. Welcher Satz darf nicht fehlen? Dieser hier: Anstaltsleiterin Pigl wies dies als 'absolut unrichtig' zurück.


230. 'FPÖ und BZÖ marschierten Seite an Seite mit der österreichischen Skinheadszene und Neonazis bei den in den letzten Tagen stattfindenden Anti-EU-Demonstrationen' kritisiert der Justizsprecher der Grünen, Albert Steinhauser. Es waren Transparente wie 'Freiheit für Gerd Honsik' zu sehen, mit denen sich die Demonstranten mit dem verurteilten Holocaustleugner solidarisierten. Erkennbar war die rechtsextreme Szene auch an diversen Symbolen wie 'Arier'-Tattoos, SS-Totenkopf-Shirts oder Aufnähern mit der Zahl '88', die im Neonazi-Jargon für 'Heil Hitler' steht. Der 'Bund freier Jugend' war mit dem Transparent 'Für Familie, Volk und Vaterland' aufmarschiert. (aus: 'Der Standard' vom 10. April 2008)


231. Ein Unschuldiger gerät in die Mühlen des Systems: Stellen Sie sich vor, Sie werden Zeuge einer Personenkontrolle durch die Polizei. Sie bleiben stehen und die Polizei fordert sie auf, weiterzugehen. Sie sagen, es sei ihr Recht als Bürger, auf offener Straße zu stehen und zu schauen. Genau das macht der brave Angestellte Alex auf den Straßen von Paris. Die Polizisten kennen kein Pardon, und schließlich ist er es, der von ihnen verhaftet wird und eine Nacht auf dem Revier zubringen muss. Erst wird Alex als Unruhestifter abgetan, doch als er sich nicht besänftigen ließ, wird er in eine Klinik eingewiesen. Ein Rädchen greift exakt ins andere und bald sitzt Alex in der Psychiatrie. Es handelt sich um die Inhaltsangabe des Films 'Tres bien, merci' aus dem 'My Entertainment Magazine' vom 9. April 2008. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Fiktion in gewissen Ländern Realität sein könnte.


232. Tanja Horner aus dem oberösterreichischen Steyr und ihre Verlobte Sonja Wenzler schrieben Firmen an, um Angebote zur Gestaltung einer Homepage einzuholen. 'Uns schwebt ein Internettreffpunkt für Lesben und Schwule, aber auch Heterosexuelle, nach dem Vorbild von Szene 1 vor, sagt Wenzler. Markus M., Inhaber einer Agentur für Mediendesign in Oberösterreich antwortete: 'Sehr geehrte Frau Horner, wie müssen leider von einem Angebot absehen, da wir die Krankheit Ihrer Zielgruppe nicht unterstützen!' (aus: 'Der Standard' vom 10. April 2008)


233. Der Nationalrat hat die so genannte Erinnerungszulage in Höhe von € 1.000 für Widerstandskämpfer und Opfer der politischen Verfolgung des Nationalsozialismus beschlossen. Die FPÖ stimmte dagegen. (aus: 'Salzburger Nachrichten' vom 11. April 2008)


234. Menschen werden gezielt gemobbt und schikaniert. Hier ein weiteres Beispiel aus Graz: 'Die Post will -zig Mitarbeiter zum freiwilligen Ausscheiden oder in die Pension drängen - ein Skandal', ist der Grazer Rechtsanwalt Reinhard Tögl empört. Stein des Anstoßes sind angebliche Praktiken in den soganannten Karriere- und Entwicklungscentern der Post AG. Laut Tögl werden die Mitarbeiter dort nicht fortgebildet, sondern sind zum Nichtstun verdammt. Tögl: 'Die Post kann, oder besser gesagt will diese Leute nicht mehr einsetzen. Anstatt zu arbeiten, sitzen die Angestellten stundenlang herum, lesen Zeitung oder spielen Karten. Jede Stunde kommt dann jemand vorbei und kontrolliert, ob alle da sind'. Derartige Fälle haben laut Tögl System: 'Man will Lohnkosten auf die Republik abwälzen'. Viele Bedientete können diese psychische Belastung nicht verkraften und scheiden aus dem Unternehmen aus. Die Post AG weist indes die Anschuldigungen zurück. (aus: 'Österreich' vom 13. April 2008)


235. Ärzte haben in Österreich praktisch Narrenfreiheit. Machen Ärzte Fehler, werden vom Patienten verklagt, gibt es für das Opfer zermürbende Verhandlungen mit immer neuen Gutachten. Im folgenden tragischen Fall bis in den Tod: Wer seine Ärzte verklagt, braucht nicht nur Geld, sondern auch Zeit. 'Meine Mandantin hat das Ende ihres Prozesses nicht mehr miterlebt. Sie starb, bevor die Richter ein Urteil fällten', sagt der St. Veiter Anwalt Paul Wolf. Es klingt makaber: Aber erst als Toter wird der Klägerin -wenn überhaupt- die geforderte Entschädigung zugesprochen. Seit 2000 führte die dreifache Mutter einen Rechtsstreit gegen das LKH Klagenfurt. 'Nach einer Schilddrüsen-OP magerte meine Mandantin völlig ab, hatte ständig Schmerzen und Krämpfe und konnte nicht mehr arbeiten. Sie bekam eine kleine Pension.' Sie klagte und bekam 2004 Recht. In einem Aufsehen erregenden Urteil wurden der Frau € 280.000 Schmerzensgeld zugesprochen. Doch das LKH ging in Berufung und bekam Recht. Der Prozess ging von vorne los. Anwalt Paul: 'Meine Mandantin bekam keinen Cent.' Sie war finanziell am Ende. Die Delogierung drohte. 40 Operationen hat die Frau über sich ergehen lassen. Nach acht Jahren des Prozesses starb sie nun mit 50. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 15. April 2008)


236. Selbst wenn man bereits seit fünf(!) Jahren tot ist, hat man keine Ruhe vor der Grazer Bürokratie. Die 'Kleine Zeitung' berichtete am 15. April 2008: Georg Köberl wollte nicht recht glauben, was er da las. Ein Brief der steirischen Gebietskrankenkasse (GKK) war an seine Mutter adressiert, die auf diesem Weg zu einer Vorsorgeuntersuchung geladen werden sollte. Das Problem dabei: Die Mutter ist bereits vor fünf Jahren gestorben. 'Ihrer Gesundheit zuliebe' möge sich die Frau zur Vorsorgeuntersuchung melden. Versehen können passieren, keine Frage. Nur ist das nicht der erste Brief, die der Sohn von der GKK erhalten hat. Stets hat man ihm zugesagt, die Daten zu löschen. Doch das hat nicht funktioniert.


Nicht einmal in der Adventzeit geht es ohne vor Hass triefende Hetzplakate der rechten Parteien. Der Wahlkampf ist wichtiger. Einerseits tut man auf christlich und heilig; andererseits wird seitens der Behörden nichts gegen die bösartigen Parolen unternommen. Was das Bild nicht zeigt: Diese Plakate stehen -nicht nur in Graz- im Abstand von 50 Metern. Auf den Zufahrtstraßen gibt es überdimensionale Großplakate. Alle paar Meter sieht man sich mit dieser Hetzpropaganda konfrontiert. Die Grazer Firma Steiermärkische Ankündigungs Gesellschaft sorgt -aus Profitgier- für die massenweise Verbreitung der Propaganda.


237. Die 'Woche' kommentiert am 16. April 2008: Während Sie diese Zeilen hier lesen, drückt sich ein Drogenabhängiger wahrscheinlich gerade sein Gift in die Venen. In einem öffentlichen WC, allein und ohne Hilfe. Gut möglich, dass es der letzte, 'goldene' Schuss ist und der Sensenmann in Graz wieder einmal reiche Beute einfährt. Es ist schlicht und ergreifend Realitätsverweigerung, was in unserem Land als Drogenpolitik verkauft wird. Jeder weiß, dass etwas getan werden muss, aber niemand hat den Mumm, tatsächlich etwas zu verändern. Man darf nicht vergessen: Hier geht es um Menschenleben, das höchste Gut auf Erden. Wie nicht nur mein Fall, dieses Beispiel oder die zahlreichen Fälle auf diesen Seiten beweisen: Ein Menschenleben ist hier nur einen Fliegenschiss wert.


238. Gleich zwei erschreckende Meldungen aus dem Grazer Gesundheitsbereich erschienen in der 'Kleinen Zeitung' am 19. April 2008: Im September 2007 glaubte Brigitte Serubuga ihren Lebenstraum ganz nahe zu sein: 'Ein Zuhause für meine Tochter Hawa-Agnes und mich.' Wenig später war alles aus: Brigittes Grab liegt auf dem Grazer Zentralfriedhof. Jahre zuvor hatte sie vor dem Völkermord aus Ruanda fliehen müssen. Im September 2007 musste sie sich einer 'Routineoperation' in der Gynäkologie am Grazer Uniklinikum unterziehen. Einige Tage darauf war Brigitte tot, gestorben nach unerträglichen Schmerzen. 'Man hat ihre Klagen über die Schmerzen nicht ernst genommen', vermutet eine Grazer Freundin. Sie betreut als Ersatz-Großmutter die jetzt 8 Jahre alte Hawa-Agnes. Peter Schweppe von der Rechtsabteilung der Krankenanstalten bestätigt, dass der Fall 'einer strafrechtlichen Beurteilung zugeführt' werde. Es gebe ein medizinisches Gutachten und ein zweites, das mit dem ersten nicht übereinstimmt. Rechtsanwalt Benda ist sich der Gefahr bewusst, dass das Verfahren eingestellt werden könnte. 'Dann kann uns aber immer noch das Schlichtungsverfahren bei der Ärztekammer, das derzeit rut, weiterhelfen'. - 'Das wäre ganz wichtig', bekräftigt die Grazer Großmutter, weil Brigitte keine 15 Jahre anrechenbare Arbeitszeit nachweisen konnte'. Die bürokratische Folge: 'Der Antrag auf eine Waisenrente für Hawa-Agnes wurde abgelehnt.' Lebenstraum Graz, eine Afrikanerin, nicht ernst genommene Schmerzen, Gutachten & Gegengutachten, Ärztekammer, Bürokratie - ich befürchte für das Kind das Schlimmste.

Auf der Anklagebank sitzt ein Universitätsprofessor des Uniklinikums Graz. Er hat das Endoskop über die Speiseröhre in den Magen des Patienten eingeführt. Mit einem Draht, der unter Strom gesetzt und erhitzt wird, sollte durch die Darmwand ein Fenster geschnitten und die Flüssigkeit aus einer Zyste abgeleitet werden. Am Ende war der Patient tot. Dem Patienten wurde ins Herz gestochen. Er ist verblutet. Der Spezialist glaubt, alles richtig gemacht zu haben. Die Witwe wartet weiter auf ein Urteil. Ein Gutachter muss noch kommen. ... und wenn das den Arzt belastet, gibt es sicher ein Gegengutachten - nach zermürbender Wartezeit.


239. Der folgende Bericht mit weiteren grausigen Details über das 'Otto Wagner'-Spital in Wien erschien am 16. April 2008 im 'Kurier':


Der Bericht endet wie folgt: P. war auch Patient in drei anderen Psychiatrien. In keinem der Spitäler habe er derart schreckliche Erfahrungen gemacht wie im 'Otto Wagner'-Spital. Dort sei er gewaltsam sediert und tagelang nicht aus dem Netzbett befreit worden. Seine Körperhygiene habe er durch die starke Sedierung nicht im Griff gehabt und sei dafür von einem Pfleger mit einer 'Faustwatsche' bedacht worden. Am 2. Dezember 2003 liegt Herr P. im Netzbett und wird von einem Mitpatienten in Brand gesteckt. Er wacht erst auf, als seine Beine völlig in Flammen stehen. Gerettet wird er, weil der Täter, der auch eine andere Patientin in Brand gesteckt hat, selbst einen Pfleger mit Feuerlöscher holt. 'Selbst in der Hölle ist es schöner als im 'Otto Wagner'-Spital', sagt P. Brandunfälle sind im 'Otto Wagner'-Spital kein Einzelfall. Im Februar 2008 berichtete der Kurier von Monika B., die trotz Fixierung an ein Feuerzeug gelangen konnte und sich selbst in Brand setzte. Im Antwortschreiben der Stadträtin auf Herrn P.'s Brief heißt es unter anderem: 'Ich darf Ihnen versichern, dass sich alle Ärzte und Mitarbeiter des Pflegedienstes im Otto-Wagner-Spital im Rahmen ihrer schwierigen Aufgabe menschlich und fachlich für die Patienten einsetzen. Auch bei verstärkten Kontrollen konnten keinerlei Behandlungsmissstände festgestellt werden.' Erich P: 'Ich fühle mich gefrotzelt.' Meine Güte: All diese armen Menschen, die sich nicht mit einer Internetseite zur Wehr setzen können, nicht ausreichend sprechen können, denen niemand zuhört. Niemand! Diese Menschen werden in diesem Land vollkommen allein gelassen!

'Der Standard' am 17. April 2008 zum selben Thema: 'Solange niemand hinschaut, können sie machen, was sie wollen', meint Herr W. Als er Psychiatrie-Patient am 'Otto Wagner'-Spital (OWS) war, hatte er mehrmals das Gefühl, dass niemand hinschaut. Nun ist er seinen Angaben zufolge seit drei Jahren 'geheilt und beschwerdefrei'. Und er will bei der U-Kommission zur Psychiatrie über seine Erlebnisse im OWS aussagen, denn: 'Sobald auf Missstände Licht fällt, werden sie bereits besser.' W. war in vier verschiedenen psychiatrischen Abteilungen in Österreich. Der Steinhof sei "schlimmer als die Hölle gewesen", erzählt er. W. sei einmal im eigenen Kot gelegen und deshalb von einem Pfleger geschlagen worden. Als ein Patient sein Bett angezündet habe, habe das Personal erst davon Notiz genommen, als der Brandstifter es darüber informierte. W. sei im OWS 'niedergespritzt' worden wie in keinem anderen Spital. Später seine eigene Krankengeschichte zu bekommen, sei ein Spießrutenlauf gewesen. Vom Wiener Krankenanstaltenverbund heißt es zu W.s Vorwürfen auf Anfrage des Standard , man könne aus datenschutzrechtlichen Gründen dazu nichts sagen. 'Psychiatrie-Patienten haben keine Lobby', ist sich W. jedenfalls sicher. Deshalb wolle er bei der U-Kommission, die am Donnerstag erneut tagt, seine Erlebnisse schildern und hat sich an die grüne Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz gewandt. Wenn die Angeklagten unter Druck geraten, wird der Datenschutz bemüht. Es ist immer dasselbe.

Die in die Defensive geratene SPÖ blieb weiter bei ihrer ablehnenden Haltung. Eine Befragung verletze die Schutzrechte von Patienten, so die SPÖ-Argumentation. Man solle sie nicht vor eine politisches Gremium zerren. SP-Gemeinderat Christian Deutsch: "Die Stelle, Patienten in einem geschützten Bereich zu hören, gibt es bereits – den Patientenanwalt." Sigrid Pilz von den Grünen: "Die SPÖ versteht's nicht. Der Patientenanwalt hat sich bei den Brandunfällen auf der Psychiatrie völlig desinteressiert gezeigt. Er ist Teil des Problems." Auch Ingrid Korosec, Gesundheitssprecherin der ÖVP, kann der Idee nichts abgewinnen. "Das ist Schwachsinn, Menschen wollen direkt gehört werden und nicht über Umwege." Kurzzeitig ging es im Sitzungssaal recht turbulent zu. Betroffene und Angehörige beschwerten sich lautstark darüber, dass sie nicht gehört würden. Die Sitzung wurde vorübergehend unterbrochen, bis eine Frau – die Mutter eines Psychiatrie-Patienten – mühsam beruhigt werden konnte. Sie hatte über die "traurige, verachtende" Situation in der Wiener Psychiatrie geklagt. (aus: 'Die Presse' vom 18. April 2008)

Rex, ein Leser dieser Seiten, schickte mir diesen schockierenden Bericht aus dem Wiener 'Steinhof: Seit Jahren warnen Ärzte vor einem Kollegen, der Patienten am Steinhof gequält und mit Medikamenten "diszipliniert" haben soll. Seine Methoden würden an "totalitäre Zeiten" erinnern. Bis heute wurde der Psychiater zu den Vorwürfen nicht befragt. Nun macht er Karriere als Gefängnisarzt. weiter


240. Noch einmal der 'Standard' (4. April 2008): Bei der zweiten Sitzung der Untersuchungskommission des Wiener Gemeinderates zu vermeintlichen Missständen der Psychiatrie in Wien ist am Donnerstag der erste Sachverständige zu Wort gekommen. Hartmann Hinterhuber, Leiter der psychiatrischen Abteilung der Uni-Klinik in Innsbruck, ließ in seinem Vortrag zum Thema 'Aktuelle Standards im Bereich der psychiatrischen Versorgung' sogleich aufhorchen. Denn Netzbetten, wie sie in Wien eingesetzt werden, um aggressive Patienten zu fixieren, habe er 'noch nie gesehen'. Ich auch nicht, bevor ich sie in der Grazer 'Sigmund Freud'-Klinik mit eigenen Augen gesehen habe. Nicht nur das: Ich musste in einem schlafen. Allerdings war es nicht verschlossen. Trotzdem stellte es eine unmenschliche Bedrohung dar, in so einem Bett schlafen zu müssen. Damit noch nicht genug: Grundsätzlich schlief man auf einem Bauchgurt, mit dem man ruckzuck fixiert werden konnte. Die Unebenheiten des Gurtes verursachten schon nach kurzer Zeit Rückenschmerzen. An einen erholsamen Schlaf war nicht zu denken.

'Die Presse' berichtet am 30. Mai 2008: Im 'Otto Wagner'-Spital wurden jahrelang Patienten mit ihren Problemen alleine gelassen, weil Ärzte und Psychotherapeuten fehlten. Und weiter: Mit einer interessanten Aussage ließ Reinhard Zeyringer, Oberarzt des 'Otto Wagner'-Spitals aufhorchen. Vor dem Psychiatrieausschuss meinte er: 'Ich hoffe, dass ich keine beruflichen Schwierigkeiten durch meine Zeugenaussage haben werde.' Die Opposition ortete daraufhin ein Klima der Angst im Krankenanstaltenverbund (KAV), zu dem das 'Otto Wagner'-Spital gehört. Auf Nachfragen, ob ihn jemand konkret unter Druck setze, antwortete er jedoch nicht mehr. Brisant sind auch Zeyringers Aussagen zum Personalstand. Seitens der Stadt war ja lange Zeit dementiert worden, dass es Personalmangel gebe. Der Oberarzt bestätigte aber, dass es diesen gegeben habe.


241. Unter der Überschrift 'Ich saß an der Kasse bis die Blase versagte' berichtet die 'Kleine Zeitung' am 22. April 2008 über immer katastrophalere Arbeitsbedingungen im Handel. Die Angestellte einer Drogeriekette in Graz: 'Ich war Reinigungskraft, Lagerarbeiterin, Sekretärin, Telefonistin, Detektivin, Psychologin, Stylistin, Regalschichterin, Einschulleiterin.' Nachdem sie mehr als 50 Stunden pro Woche gearbeitet hat, leidet sie jetzt am Burn Out-Syndrom. Ich hab' zwölf Stunden gearbeitet, aber nur zehn bezahlt bekommen. Wir konnten kaum aufs Klo vor lauter Arbeit. Ich wurde zum Roboter erzogen. Meine Beziehung ging in die Brüche. Ich habe den Bezug zur Realität verloren, weil ich kein Tageslicht mehr sah. Eingekauft habe ich nur noch an Tankstellen. Sie ging trotz Krankheit zur Arbeit, bakam mit, wie die Filiale über Nacht verwanzt wurde, trug so schwere Sachen, dass sie Schmerzen hatte und mit blauen Flecken übersät war. Frage an Wolfgang Sauer, Sprecher des Lebensmittelhandels: Herr Sauer, offenbar gibt es in der Branche viele Angestellte, die unfair behandelt werden. Was denken Sie sich dabei?' - Sauer: 'Ich wundere mich, dass es offensichtlich Abertausende Menschen gibt, die sich das in Österreich gefallen lassen.' Es ist die vollkommene Unfähigkeit der Beschäftigten sich zu wehren bzw. sich mit anderen gemeinsam zu organisieren. Das nutzen die Konzernchefs natürlich aus. Die Angst grassiert in Österreich überall. Es wird permanenter Druck ausgeübt, der die Menschen krank macht und sie -nicht selten- in den Suizid treibt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nichtarbeitende Menschen in bestimmten Gazetten als Schmarotzer und Faulpelze dargestellt werden. Wie prekär die Situation in Österreich ist, darüber will sich nun die Arbeiterkammer ein ganz genaues Bild machen. Mittels Fragebögen soll bis Herbst evaluiert werden, wie sich die Arbeitsbedingungen für Angestellte großer Ketten tatsächlich darstellen. Eine solche Untersuchung hat seit 'mehr als zehn Jahren' nicht mehr stattgefunden. Als ich mich wegen meines Vermieters und dem desolaten Zustand meiner Wohnung hilfesuchend an die Arbeiterkammer gewandt habe, gab es ein paar allgemeine Tipps - ansonsten wurde ich im Regen stehen gelassen.


242. Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) auf die Frage 'Warum wird in der Steiermark so viel gestritten? 'Die Steirer sind grundsätzlich ein streitbares Volk.' (aus: 'Woche' vom 23. April 2008)


243. Die 'Salzburger Nachrichten' vom 11. April 2008 beschäftigten sich erneut mit der hohen Zahl von Suiziden in Österreich - besonders bei Männern über 40 Jahren sei die Zahl signifikant hoch. Ich habe die nachfolgend beschriebenen Symtome für mich geprüft. Wolf-Dietrich Zuzan, Psychologe und Psychotherapeut: Das Grundproblem bei Männern ist, dass sie lange Zeit die Zeichen einer Depression nicht erkennen oder wahrhaben wollen. Trifft auf mich nicht zu. Ich habe zu lange selbst in der Krankenpflege gearbeitet und weiss, dass es mich spätestens im Sommer 2002 (Trennung von meiner Freundin, Verlust der Kinder, des Hundes und der Wohnung) voll erwischt hat. Wenn dann der Hut brennt, ist auch die Suizidgefahr sehr hoch. Stimmt! In den Jahren 2002/03 unternahm ich zwei Suizidversuche; einmal lag ich tagelang im Koma. Wenn einen nichts mehr freut, wenn der Antrieb fehlt, dann sollten bereits alle Alarmglocken läuten. An meinem an Trostlosigkeit nicht zu überbietenden Leben (Einkaufen gehen, Wäsche waschen, Aufräumen, Arbeiten, Arzttermine) ohne Highlights freut mich nichts mehr. Meinen Antrieb beschreibe ich mit einem Auto, dass sich überschlagen hat. Der Motor läuft noch, die Räder drehen sich noch - aber das Auto kommt nirgendwo mehr hin, bis schließlich auch der Motor erstirbt. Jeder Mann über 40 Jahren sollte besonders aufpassen, dass er nicht im Gefolge eines Burn outs in eine Depression schlittert. Betroffen sind vor allem besonders engagierte Personen, die sich zwar abstrampeln, aber meinen, beruflich nicht voranzukommen. Dazu zähle ich mich 100 %ig: Ich bin bis heute engagiert, ehrgeizig, motiviert und fleissig. Mir bringt meine Arbeit Freude, aber von meinem Teilzeitgehalt komme ich nirgendwohin, kann nichts sparen, kann kein konkretes Lebensziel aufbauen. Die 250 geschriebenen Bewerbungen haben mich nur Geld gekostet. Hinzu kommt, dass ich mehr kann als das, was ich tue, was aber von niemandem erkannt wird. Bekommt man dann auch noch Vorhaltungen oder Kritik von hinten herum, kann sehr leicht eine Depression daraus entstehen. Kritisiert werde ich am Arbeitsplatz nicht - im Gegenteil: Man behandelt mich gut. Trotzdem werde ich mit permanenten Vorhaltungen (statt Unterstützung & Hilfe) massiv unter Druck gesetzt (Warum bist Du nach Österreich gegangen? Du tust nicht genug! Wehre Dich! Bewirb' Dich woanders!). Das Desinteresse von Freunden und Verwandten, die mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind, schmerzt und sorgt für eine zusätzliche Leere. Man fühlt sich unwohl, apathisch, bleibt am liebsten im Bett und tut nichts. Ich fühle mich von Tag zu Tag unwohler (Übelkeit, Magenschmerzen) und bin oft apathisch. Allerdings ertrage ich es nicht, im Bett zu sein, obwohl ich immer mehr Zeit brauche, morgens in die Gänge zu kommen. Steckt man einmal tief in einer Depression, ist es nicht leicht, dort wieder herauszukommen. Deshalb lege ich großen Wert auf die Vorbeugung. Dieser Tatsache bin ich mir voll bewusst, deshalb habe ich mich stets bei den kleinsten Anzeichen an einen Arzt gewendet. Auch im November 2005, als es mir drecksmiserabel ging, habe ich mich vertrauensvoll an die Grazer 'Sigmund Freud'-Klinik gewandt und dort die Hölle meines Lebens erlebt. In der Zeit nach meinem dritten Suizidversuch in dieser Klinik habe ich in Graz um Hilfe ersucht. Das Ergebnis in dieser menschenverachtenden Stadt steht detailliert in meinem Bericht. Ab einem Alter von 40 Jahren fragt man sich verstärkt, welchen Sinn das Leben habe. Entscheidend ist, darauf eine entsprechende Antwort zu finden. Ich befinde mich genau in dieser Altersgruppe und habe nicht mehr das geringste Lebensziel. Mein Leben lang hatte ich Ziele; die mit Abstand meisten habe ich erreicht. Jetzt ist nur noch alles ein graues Loch. Alle Anstrengung (jahrelange engagierte Arbeit mit internationaler Erfahrung aus vier Ländern sind für die Katz'). In meinem Alter findet man nur noch mit Mühe einen neuen Job; als Ausländer in Österreich praktisch gar nicht. Die zusätzliche Erkenntnis, was ein Land in der Lage ist, mit einem hilflosen Menschen zu tun (ohne Hilfe zu erfahren), ist schier grauenerregend und hat mich für immer traumatisiert. Tatsache ist aber: In Österreich sterben mehr Menschen an einem Suizid als durch Verkehrsunfälle. Was mich, nachdem was ich hier erlebt habe und in diesem Bericht beschreibe, nicht im mindesten wundert.


244. 'Der Standard' zum selben Thema am 23. April 2008: Außerdem existiere wegen der Stigmatisierung psychisch Erkrankter eine 'hohe Hemmschwelle', sich in Behandlung zu begeben. 'Oft leiden die Patienten mehr an dem Umstand, dass sie erkrankt sind, als an der Krankheit selbst', meint Michael Musalek, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (ÖGPP). Kein bißchen verwunderlich. Wenn ein depressiver Patient -wie mir widerfahren- mit vollkommen verwirrten, nicht ansprechbaren, unter Medikamenteneinfluss mehr oder weniger ruhig gestellten Patienten zusammengelegt wird, die aus der WC-Schüssel trinken, den Fernseher aus dem Regal auf den Boden werfen und die Vorhänge am Fenster zerfetzen - und darüber hinaus auch noch mit Untersuchungshäftlingen Bett an Bett liegen muss, kann sicher großen Schaden nehmen! Und dann noch all die Presseberichte über Mißhandlungen in der Psychiatrie und angezündete Matratzen! Da überlegt es sich jeder dreimal, bevor er sich hier freiwillig behandeln lässt. Der Fisch stinkt vom Kopf her! Da muss angesetzt werden. Eine erhöhte Sensibilisierung, etwa durch Projekte in den Schulen, sei wichtig. Die schönste Sensibilisierung nützt nichts, wenn man an einen Arzt wie Dr. Peter Schwarzl gerät.


245. Auch der 'Kurier' beschäftigt sich am 27. April 2008 mit der dramatischen Zunahme psychischer Erkrankungen in Österreich. Wird eine psychische Erkrankung diagnostiziert, heisst das noch lange nicht, dass es behandelt wird. Laut Eva Mückstein, Präsidentin des Bundesverbandes für Psychotherapie, wird nur ein Viertel der Erkrankten tatsächlich therapiert. Eine Therapie-Einheit kostet zwischen € 70 und € 90. Die Krankenkassen übernehmen maximal € 21,80. Bei vielen Therapien zahlen die Kassen gar nichts. Auch dieses Beispiel zeigt, wie man in Österreich mit den Menschen umgeht. Während für die Bewachung einer ultrarechten Grazer Politikerin, die gegen Ausländer hetzt, mühelos € 200.000 für polizeilichen Personenschutz zur Verfügung gestellt werden, können die Kranken sehen, wo sie bleiben. Von knapp über € 800 Gehalt kann ich mir keine € 70 pro Therapiestunde leisten und gehöre somit zu den drei Viertel, die nicht therapiert werden.


246. Also, wenn das nicht nach versuchter Vertuschung aussieht: Die Polizei erschiesst einen rumänischen Trickbetrüger und gibt quasi als Rechtfertigung an, dass es zuvor zu einem Schusswechsel gekommen sei. Stimmt aber gar nicht: Der Tote und sein Komplize waren unbewaffnet. Gekracht haben nur Dienstpistolen. Sowohl die Falschinformation als auch der Gebrauch der Schusswaffen müssen umgehend untersucht werden. (aus: 'Der Standard' vom 24. April 2008)

Dazu ein Leserbrief aus der 'Kronenzeitung' vom 4. Mai 2008: Diese Polizisten haben nur einen Fehler gemacht, sie haben nicht alle drei erschossen. Die beiden verursachen wieder nur Kosten, für die der Steuerzahler herhalten muss, oder zahlen das unsere mit Rinderwahn verseuchten Politiker? Ich als Österreicher plädiere auf viel härteres Vorgehen gegen diesen Abschaum. Es wäre an der Zeit, auf des Volkes Stimme zu hören und sich mit deren Anliegen auseinanderzusetzen. Anstatt uns Österreichern zu helfen, vergeuden sie unsere Steuergelder lieber, indem sie Asylanten und anderen Individuen das Geld nur so in den Arsch stecken. Ich frage, wo leben wir denn? (Ernst Beier)


Doppelmoral: In der berüchtigten 'Kronenzeitung' werden Ausländer wie der letzte Dreck behandelt und gegen sie -vor allen Dingen in aggressiven Leserbriefen- tagtäglich Hetze betrieben. Wenn es aber darum geht, dieses Druckwerk zu verkaufen, sind Ausländer plötzlich gern gesehen. Österreicher sind sich für den Straßenverkauf nämlich zu schade ...


247. 37 Prozent der österreichischen Befragten können jeden Sonntag wegen der anstehenden Arbeitswoche nicht gut schlafen. (aus: 'Presse' vom 19. April 2008)


248. Vor dem Lesen des folgenden, an Grauenhaftigkeit kaum mehr zu überbietenden Fall aus Niederösterreich, möge sich jeder Leser mal versuchen, an das Jahr 1984 zu erinnern - wie alt man damals war, was man damals gemacht hat. - Die 'Kleine Zeitung' am 28. April 2008: Szenen aus einem Horrorfilm können nicht ärger sein als das Martyrium dieser 42-jährigen Frau in Niederösterreich. Dieser Fall übertrifft sogar noch den Fall Kampusch (8 Jahre in einem Verlies eingesperrt). Dreimal so lange war eine Niederösterreicherin im Keller eines Mehrparteienhauses in Amstetten gefangen. Ihr eigener Vater, der heute 73-jährige Josef Fritzl, soll sie 24 Jahre lang weggesperrt und immer wieder vergewaltigt haben. Das Opfer brachte sieben Kinder zur Welt, eines soll der Vater verbrannt haben, nachdem es wenige Tage nach der Geburt gestorben war. Seine 42-jährige Tochter Elisabeth belastet ihn schwer. Mit elf Jahren sei sie vom Vater das erste Mal sexuell missbraucht worden. Aus Angst habe sie niemandem von ihrem Leid erzählt, auch ihrer Mutter nicht. Doch sie lief von zu Hause weg, das erste Mal mit 16. Am 29. August 1984 verschwand die damals 18-jährige Elisabeth erneut. Etwa einen Monat später erhielten die Eltern ein Lebenszeichen der abgängigen Tochter. In einem Schreiben ersuchte sie, nicht nach ihr zu suchen. Seit Samstag weiß die Polizei, dass Elisabeth vor 24 Jahren nicht ausgerissen war und dass sie diesen Brief unter Zwang schreiben musste. Ihr Vater habe sie damals in den Keller gelockt, sie betäubt und mit Handschellen angekettet. Seit 1984 war sie in diesem Verlies gefangen. Als sie in ihrem Gefängnis das erste Kind -ein heute schwerkrankes 19-jähriges Mädchen- zur Welt brachte, war Elisabeth 23 Jahre alt. Sie bekam sechs weitere Kinder, ein Baby starb und wurde angeblich verbrannt, das jüngste Kind ist erst 5 Jahre alt. Bis vor wenigen Tagen sahen drei dieser Kinder noch nie das Tageslicht. Sie mussten bei ihrer Mutter im Kellerverlies leben. Um die übrigen drei Kinder kümmerte sich die Großmutter (hatte ebenfalls 7 Kinder(!) von Josef Fritzl), die vom Martyrium ihrer Tochter nach bisherigen Ermittlungen nichts geahnt haben dürfte. Diese drei Kinder waren vom Verdächtigen vor dem Haus abgelegt worden. In Begleitschreiben ersuchte die vermeintlich abgängige Tochter ihre Eltern, sich um die Kinder zu kümmern. Das war die Legende, mit der Josef Fritzl sein finsteres Geheimnis tarnte. Vor dem Haus lag vor einer Woche auch die 19-jährige, schwerkranke Tochter. Wieder fand sich ein Brief - mit der Bitte, die junge Frau in ein Krankenhaus zu bringen. Man schöpfte Verdacht auf Inzest. Die Ärzte verständigten die Polizei. Man entschloss sich zu einem Medienaufruf: Die Mutter der Schwerkranken möge sich melden, damit man das Mädchen besser behandeln könne. Samstagabend tauchte der Verdächtige mit Tochter Elisabeth und den zwei weiteren Kindern aus dem Verlies in der Nähe des Krankenhauses auf und wurde festgenommen. Im Keller fand man das Verlies (60 m2 Gesamtfläche, Raumhöhe: 170 cm) ohne Fenster mit zwei Schlafräumen, einer Kochnische und Sanitäreinrichtung. Seine missbrauchte Tochter bezeichnete Josef Fritzl vor der Polizei als 'missratene Mutter', um von sich selbst abzulenken. Was ist mit den Nachbarn? Will in 2 1/2 Jahrzehnten niemand etwas mitbekommen haben? Und die Ehefrau, die in derselben Wohnung wohnte? Die sieben eigenen Kinder? Die drei Kinder der Tochter? Was tat die Polizei? Hat man 24 Jahre nicht nach ihr gesucht? Gab es keine Spuren? Wurde das Haus des Täters überprüft/durchsucht - oder glaubte man dem Inhalt dieses einen Briefes? 1984 - das Jahr als Richard von Weizsäcker Bundespräsident wurde. RTL übernahm -von Luxemburg aus- seinen Sendebetrieb. Die Sowjetunion begann mit der Stationierung von Nuklearwaffen auf dem Boden der DDR. Die Olympischen Spiele fanden in Sarajevo statt. Niemand wird mir erzählen können, dass in dieser unfassbar langen Zeit keiner etwas mitbekommen haben will: Was ist mit den Baumaßnahmen im Keller? Mit dem erheblichen Strom-/Wasserverbrauch? Wo wurden die Lebensmittel gekauft, wie ins Haus transportiert, wo gelagert? Die Babynahrung, die Windeln? Wie versorgte er die Eingesperrten im Urlaub (u.a. war er 2-3 Wochen in Thailand)? Konnten sich die Gefangenen -trotz Lüftungsschacht- nicht bemerkbar machen? Warum gab es keine Ausbruchversuche? Wie konnte Josef Fritzl eine 300 kg schwere Tür selbst einbauen? Eine Waschmaschine, einen Kühlschrank und eine Gefriertruhe transportieren?

Frau Fritzl, die Ehefrau des Verdächtigen, sei 'ganz nett' gewesen. Man würde sich vom Einkaufen her kennen. Auch er hätte 'immer recht freundlich gegrüßt' ... was in Österreich von größter Wichtigkeit ist. Hauptsache, man grüßt freundlich. 'Das kann man ja nicht ahnen. Ich bin fassungslos', so eine weitere Nachbarin.

Türen gab es in dem Verlies nicht. Elisabeth wurde vor den Augen ihrer eigenen Kinder vergewaltigt. Sie musste die ersten Jahre -1984 bis 1993- in einem einzigen Raum verbringen. Erst danach baute Fritzl das Verlies aus. Die davor geborenen drei Kinder mussten zusehen, wie ihre Mutter regelmäßig missbraucht wurde. (aus: 'Österreich' vom 4. Mai 2008)

Wirft man den Restmüll aus Versehen in den Altpapiercontainer wird man umgehend von Herrn und Frau Österreicher belehrt, dass es so natürlich nicht gehe. Überquere ich als Fußgänger eine leere Straße bei Rotlicht, passiert dasselbe. Hinterlässt mein Hund einen Haufen auf dem Gehweg, wird es schon fast kriminell und die Aufpasser auf den Balkonen stehen nahe der Lynchjustiz. In Österreich wird sich in alles und jenes eingemischt und man belehrt ohne Ende. Doch sobald sich ein hilfloser Mensch in Not befinden könnte, passiert etwas Ungewöhnliches. Das Einmischen kommt zum völligen Erliegen und wird durch konsequentes Wegschauen ersetzt. Bloss nicht einmischen! Das geht uns nichts an! Um die wird sich schon jemand kümmern! Da bekommen wir bloß Ärger! Genauso ist es mit den Behörden: Es wird kontrolliert ohne Ende, doch sobald jemand in existentielle Not gerät, wird weggeschaut. Um bedürftige Antragsteller permanent zu kontrollieren und zu schikanieren, ist ausreichend Personal vorhanden, doch sobald es um ein Verbrechen geht, wo Kontrollen der Behörden versagt haben, wird der angebliche Personalmangel als Ausrede bemüht, um seine Hände in Unschuld zu waschen. Ähnlich bei der Polizei: Bei Geschwindigkeitskontrollen gibt es ausreichend personelle Kapazität; wenn es jedoch darum geht, Verbrechen aufzuklären: Personelle Engpässe! Ein Wiener Ehepaar hält seine Adoptivtochter wie ein Tier; erst mit 23 Jahren wird sie befreit; Natascha Kampusch - 8 Jahre in einem Verlies eingesperrt und vermutlich sexuell missbraucht; in Graz-Gösting werden Säuglinge in Blumenkästen entsorgt. Im Februar 2007 flog eine Mutter auf, die ihre Tochter unter jämmerlichen Verhältnissen sieben Jahre in einem Haus in Linz eingesperrt hatte! Und niemals will jemand etwas gesehen haben! Und dann die Folterung an mindestens einem Ausländer durch Polizisten. In einer Tiefgarage! Keine Strafe für die Täter! All die anderen Skandale der Polizei! Rotlichtmilieu! Vertuschungen allüberall! Der ausufernde Ausländerhass! Unerträgliche Ausländerhetze auf Wahlplakaten! All die Misshandlungen von Hilflosen in der Psychiatrie! Österreich ist ein kleines Land mit nur 8 Mio. Einwohnern. Wieso passieren hier so signifikant häufig diese abscheulichen Dinge? Ist das wirklich nur Zufall? In diesem Land stimmt etwas nicht! - Ich möchte nicht wissen, wie viel mehr Menschen in österreichischen Kellern und Verliesen dahin vegetieren müssen, die gequält werden und die täglich hoffen und beten, dass man sie nicht vergessen hat. Dazu die Zeitung 'Österreich' am 1. Mai 2008: Jedes Jahr werden bei den österreichischen Behörden 2.000 Menschen als vermisst gemeldet. Seit den 50er Jahren verschwanden 700 Österreicher auf Nimmerwiedersehen.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) möchte auch einer 'internationalen Rufschädigung' Österreichs durch Medien entgegenwirken. 'Es gibt keinen Fall Amstetten, es gibt keinen Fall Östereich, es gibt nur einen Einzelfall' Ganz schön viele Einzelfälle!

Laut der Zeitung 'Österreich' vom 1. Mai 2008 meldete sich eine Frau, die -ihren Worten zufolge- bereits 1967 von Josef Fritzl vergewaltigt wurde. Der Sextäter bekam dafür 18 Monate Haft. Trotzdem konnte er die vor seiner Haustür (selbst) abgelegten Kinder, die er mit seiner Tochter gezeugt hat, mühelos adoptieren. Die Behörden! Einmal mehr: Die Behörden, die in Österreich immer alles richtig machen! Da werden ständig Kinder vor der Haustür abgelegt und Fritzl konnte diese mühelos adoptieren. Hat man diese Häufigkeit als normal empfunden? Hat man keine DNA-Analyse gemacht? Das ist noch nicht alles: Die 'Oberösterreichischen Nachrichten' sind im Besitz eines Polizeiberichts, aus dem hervorgeht, dass Josef Fritzl in Linz in das Schlafzimmer einer Krankenschwester eingestiegen war, sie 'mit einem Messer bedroht und genotzüchtigt' hatte. Danach habe er versucht, eine Spaziergängerin in den Wald zu zerren und zu vergewaltigen. ('Kleine Zeitung', 3. Mai 2008). Binnen weniger Tage kommt das jetzt alles raus, über was Jahrzehnte geschwiegen wurde.

Natürlich beschäftigt sich auch die internationale Presse mit diesem neuerlichen Horror in Österreich: Ein dänischer Journalist: '... aber ich frage mich schon, wie so etwas möglich ist. Und vor allem frage ich mich, warum es nach dem Fall Kampusch schon wieder euer Land ist, in dem so etwas passiert?' Eine Frage, die man sich nicht nur im Ausland stellt. Eine kleine Gruppe österreichischer Medienvertreter steht am Rand und debattiert: 'Wir schimpfen uns zivilisiert, aber wir sollten langsam hinterfragen, ob wir das wirklich sind. Denn was wir wirklich beherrschen, das ist das Wegschauen.' Dem ist nichts hinzuzufügen.

'Der Standard' am 30. April 2008: 'Was ist faul im Staate Österreich?' - ein englischsprachiger Journalist warf das wohlfeile Hamlet-Zitat, zur rhetorischen Frage umformuliert, bei der Pressekonferenz vom Montagnachmittag in Amstetten in die Runde. Das monströse Verbrechen in der niederösterreichischen Kleinstadt hat weltweit Schlagzeilen gemacht. Wie stehen wir jetzt da? Wie denken insbesondere die Nachbarn im Westen, die Partner der unmittelbar bevorstehenden EURO '08, über uns? Es ist gut, dass das alles 'rauskommt! Es können gar nicht genug internationale Medien nach Österreich schauen, denn nur so kann sich etwas bessern! Kein Land der Welt kann von sich behaupten, dass es immun sei gegen Verbrechen der schwersten Art. Amokschützen in den USA, Kinderschänder in Belgien, Massenmörder, die Leichen im Vorgarten englischer Reihenhäuser verscharren - die Fälle sind bekannt. Schon wieder der Versuch, abzuwimmeln! Schaut zuerst auf euch! Österreich, ein 8-Mio-Land mit dem 50-Mio-Land Großbritannien und dem 250-Mio-Staat USA zu vergleichen, ist eine Frechheit! Theorien, denen zufolge die Ursachen der Verbrechen an Elisabeth und ihren Kindern oder an Natascha Kampusch in der 'österreichischen Seele' zu finden wären, sind abenteuerlich. Und wieder: Es wird beleidigt abgestritten! Doch genau so ist es. Hier stinkt es gewaltig! Es ist doch allein schon auffallend, wie diese Frage überhaupt international diskutiert wird! Erst jetzt kommt der Bericht zur Sache: Typisch österreichisch an der Sache ist das Umfeld: Angehörige, Nachbarn, Passanten. Die Frage, die sich in diesem Fall als erste stellt: Hat jemand etwas bemerkt? Oder, andersherum: Wieso hat niemand etwas bemerkt? Oder, präziser: Will niemand etwas bemerkt haben? Falls aber doch jemand etwas bemerkt haben sollte: Wieso hat niemand reagiert? Die außergewöhnliche Dauer dieses Verbrechens, die aufwändige Logistik und Infrastruktur lassen es fraglich erscheinen, dass wirklich niemandem etwas aufgefallen ist, wie behauptet wird. Amstetten war - auch - Standort zweier Nebenlager des KZ Mauthausen. In der Nachkriegszeit will hier kaum jemand etwas gesehen oder gewusst haben von den NS-Verbrechen, die sich nicht nur in entlegenen Konzentrationslagern 'im Osten', sondern auch buchstäblich vor der eigenen Haustür abgespielt haben. Heinrich Gross, mutmaßlicher Massenmörder und Folterer von hunderten von Kindern, lebte in Ehren und starb Ende 2005 in Frieden. Die frühere KZ-Aufseherin Erna Wallisch lebte bis zu ihrem Tod Mitte Februar unbehelligt in Wien. Nicht anders als Josef Fritzl waren NS-Mörder und Henkersknechte, die von der österreichischen Justiz begnadigt oder gar nicht erst vor Gericht gestellt wurden, unauffällige, freundliche Nachbarn. Die Bewohner der südburgenländischen Gemeinde Rechnitz, wo in den letzten Kriegstagen 180 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter massakriert wurden, verschanzten sich hinter einer Mauer des Schweigens: Keiner wollte etwas gesehen, gehört oder gar getan haben. Vergleichbares gilt für hunderte weitere Ortschaften in Österreich: nix gesehen, nix gehört, nix geredet. Man will sich nicht die Finger verbrennen, will keinen Unfrieden, will Unannehmlichkeiten vermeiden. Zivilcourage ist, so scheint es mir, hierzulande selten. Ebenso wenig wie die Zivilcourage ist in Österreich auch die Zivilgesellschaft entwickelt. Dafür gibt es hier keine Tradition. Macht und Verantwortung werden an die Behörden delegiert, und vor einer Obrigkeit, die sich gern entsprechend geriert, wird gebuckelt. Wenn 'die Behörden', wie im Fall der Familie Fritzl umgehend behauptet wurde, alles richtig gemacht und nichts unterlassen haben, so wird dies von der Mehrheit nicht hinterfragt und widerspruchslos hingenommen.

Weitere Zitate aus der internationalen Presse: Die 'New York Times' berichtete vom 'nächsten Fall sexuellen Missbrauchs in Österreich'. Die polnische Tageszeitung 'Dzienni' fragt: 'Warum werden in Österreich solche Bestien geboren?' Der 'Tages-Anzeiger' (Zürich): 'Im erzkatholischen Niederösterreich sind Worte wie Zivilgesellschaft und Eigenverantwortung noch immer fremd. Lehrer, Priester, Bürgermeister sind unangefochtene Autoritäten, der Landeshauptmann regiert wie ein Fürst. In einer solchen Gesellschaft fragt man nicht nach. Wenn die Obrigkeit nicht eingreift, wird alles schon seine Ordnung haben.' 'The Times' (London): 'Wirkungsvoller ist das Entsetzen, das der Skandal in Amstetten hervorgerufen hat. Eine der Lehren aus dieser Tragödie ist: Eine Gemeinschaft ohne zwischenmenschliche Kommunikation ist keine Gemeinschaft.' Auf den Punkt gebracht! Eher fällt ein lümmelnder Ausländer ins Auge als der Nachbar, der Säcke ins Haus schleppt. ('Südkurier', Konstanz)

Ist das Abgründige ein Meister aus Österreich? Kann es sich hier entfalten, weil das Böse mit einem dumpfen, habituell feigen Wegschau-Volk rechnen kann? Das hilft den Tätern, die darauf bauen, dass niemand hinhört und hinschaut. Deshalb gibt es eine Wahrnehmungspflicht des Einzelnen wie der Behörden. Schöne Worte in der 'Kleinen Zeitung' vom 1. Mai 2008 - genauso schnell vom Winde verweht. Und was fällt Österreichs Bundespräsident Fischer dazu ein? 'Der Fall hat nichts Abgründig-Österreichisches'. Keine zwei Wochen später zerhackt ein 39-Jähriger in Wien und Oberösterreich seine Frau, seine kleine Tochter, seine Eltern und seinen Schwiegervater. Dazu unten mehr.

Immer mehr Details werden bekannt. Wie ich es mir gedacht habe: Zumindest zwei Personen dürften gewusst haben, was sich vor dem Verschwinden von Elisabeth F. hinter den Wänden ihres Elternhauses abgespielt hat. Beide haben jahrelang geschwiegen: die beste Freundin, weil sie Angst vor Elisabeths Vater hatte, ein Mieter, weil er seine Wohnung nicht verlieren wollte. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 3. Mai 2008).

Das Nachrichtenmagazin 'Spiegel' berichtet, dass Elisabeth in den ersten sechs bis neunen Monaten in dem damals noch aus einem Raum bestehenden Verlies an einer Leine gefesselt gewesen war. So hatte sie zumindest die Toilette erreichen können. Tagelang sei sie mit Handschellen gefesselt gewesen.

Leserbriefe zum Thema: Man staunt auch, dass der Bundeskanzler die schöne, biedermeierliche Fassade so schnell wie möglich wieder aufbauen möchte. (Chia-Tyan Yang, Graz, 'Die Presse' vom 3. Mai 2008)
Wenn man im ORF den Ausführungen eines Landespolizeikommandanten, eines Bezirkshauptmannes sowie eines renommierten Gerichtspsychiaters zuhört, gelangt man zwangsläufig zu dem Schluss, dass der bestbeleumundete, vitale und 'grenzgeniale', aber 'psychisch sicher nicht gestörte' Großvater von Amstetten eigentlich ein Superbursch sein muss. Dass bei dieser offenen Wertschätzung für einen mutmaßlichen sadistischen Täter bisweilen eine latente Verachtung für die schwachen, kranken Opfer mitschwingt, zeigt leider, wie tiefverwurzelt nationalsozialistische Denkweisen hierzulande nach wie vor sind. Vorschlag: Sollten wir in absehbarer Zeit wieder neue KZ brauchen, um unerwünschte Mitbürger diskret verschwinden zu lassen, könnte man sich seitens der offiziellen Stellen ja des 'technisch hochbegabten' und 'perfekt planenden' Herrn Fritzl erinnern. (Dr. Ingomar Robier, Klagenfurt, 'Die Presse' vom 3. Mai 2008) - Genau so war es in meinem Fall Es wurde sich köstlich darüber amüsiert, was Dr. Schwarzl, Ludwig Seerainer & Co mit mir gemacht haben. Seerainer hat keine Gelegenheit ungenutzt lassen, jedem von seiner Heldentat zu berichten.

Die 19-jährige Kerstin ist inzwischen aus dem Koma erwacht und lebt im Kreis ihrer Familie. Derweil wurde bekannt, dass Fritzl auch seine Mutter eingekerkert hat. Bis zu ihrem Tod.


249. Mit der Zivilcourage ist es nicht weit her, wie die Zeitungsartikel auf diesen Seiten zeigen. Was passiert in Österreich aber, wenn doch so etwas wie Zivilcourage aufblitzt? Ein Leserbrief aus der 'Kleinen Zeitung' vom 30. April 2008: In der ORF-Sendung Schauplatz Gericht wurde kürzlich von einer steirischen Lehrerin berichtet, die in ihrem Bemühen um die Aufklärung eines Missbrauchsfalles an einer Schülerin mehr als nur an der Fassade gekratzt hat. Belohnt wurde diese Zivilcourage durch Unverständnis und Mobbing sowie letztendlich mit Suspendierung und Zwangspensionierung. Es darf daher nicht verwundern, wenn sich Menschen in derart heiklen Situationen eher zurückhaltend verhalten.

Dazu passt auch der Leserbrief von Siegfried Mesaric ('Der Grazer' vom 25. Mai 2008): 'Und nicht nur das persönliche Desinteresse gegenüber Nachbarn ist ein Grund für gezieltes Wegsehen, denn auf Grund meiner persönlichen Erfahrung weiß ich auch, dass zu schnell von Behörden und Politikern vorgegeben wird, was Menschen sehen, hören und melden dürfen.' Volltreffer!


250. Über die Gier nach Titeln und Vorteilen: Tatsache ist: In kaum einem anderen Land ist man so versessen darauf, seinem Namen mehr Klang zu verleihen, wie in Österreich. Wer in der k.u.k.-Monarchie keinen Titel erworben hatte, galt dem Gemeinwohl als nicht leistungsfähig. 63 Prozent der Befragten glauben heute, dass man in der österreichischen Gesellschaft mit einem Titel eher Vorteile zu erwarten hätte; 31 Prozent sind der Meinung, es seien sogar 'sehr große Vorteile' zu erwarten. 53 Prozent denken, ein Titel sei bei der Karriere von sehr großem Vorteil; 48 Prozent glauben, dass Titelträger bei Behörden sehr große Vorteile hätten. (aus: 'Weekend-Magazin' vom 3. Mai 2008)


251. Niemals zuvor war ich in einem Land, wo die Menschen alles mögliche hassen, an allem etwas auszusetzen haben. Die 'Kleine Zeitung' am 4. und 6. Mai 2008: Wie kinderfreundlich ist Graz? Nicht sehr. 'Kinder sind im öffentlichen Raum meist nicht sehr willkommen', weiß Monika Zachhuber vom Kinderbüro Steiermark. In Siedlungen würden Kinder schlicht zum Störfaktor, der das Ruhebedürfnis der Anwohner durchkreuzt. Fußballspielen ist oft verboten. Auch 'fremde' Nachbarskinder seien oft unerwünscht. 'Die Nachbarn regen sich auf, wenn auch Freunde aus der Nachbarschaft unsere Sandkiste benutzen', sagt eine Mutter. 'Werden Kinder als zu laut empfunden, greifen einige sofort zum Telefon, um sich bei der Verwaltung zu beschweren' so Monika Zachhuber. Statt zwischen den verschiedenen Interessen zu vermitteln, stelle man Verbotstafeln auf. Mit einem Mitbewohner, der spielende Kinder täglich beschimpfe und fortwährend die Hausverwaltung wegen des 'Kinderlärms' alarmiere, hat man es in der Prochaska-Siedlung in Graz-Andritz zu tun. Dieser verfolge und bedrohe die Kinder regelmäßig, wenn er diese mit einem Ball auch nur sichte. Wird eine Frau fast ein Viertel Jahrhundert in einem Verlies gefangen gehalten und bekommt sieben Kinder von ihrem eigenen Vater, will niemand etwas bemerkt haben. Aber wehe ein 'fremdes' Kind spielt auf dem 'eigenen' Spielplatz. Das entgeht niemandem.


252. Leserbrief in der 'Kronenzeitung' vom 24. April 2008: 'Wenn man heutzutage durch Wien geht, glaubt man mancherorts, man befindet sich im hintersten Orient. Ausländische Geschäfte, laute Musik, die Straßen voller Müll und gewalttätige Ausländerbanden, die uns anständigen Bürgern die Heimat rauben. Unser schöner Schnee war das Letzte, was mir das Gefühl von Heimat gab. Doch nun muss ich lesen, dass es aufgrund des Klimawandels bald keinen Schnee mehr geben wird. Das heißt, nachdem die Politiker unser Land an Ausländer verschenkt haben, sorgen sie dafür, dass hier auch Orient-Temperaturen herrschen, damit sich die Ausländer auch ja wohl wohlfühlen und rauben uns Österreichern so nicht nur den Schnee, sondern die Heimat. (Adam Klein, Wien)


253. In der 'Kleinen Zeitung' vom 10. Mai 2008 kritisierte Kolumnist Ernst Heinrich die einen Tag zuvor stattgefundene Militärparade in Moskau, der ersten Machtdemonstration seit 1990: Zum ersten Mal seit dem Kalten Krieg rollten Atomrakten und Panzer über den Roten Platz. Allein die Reparaturen der von Panzern zerstörten Straßen werden 40 Millionen Euro kosten. Im ärgsten Fall kosten sie nicht nur Geld, sondern Menschenleben.' Ein weiteres Beispiel wie Österreich immer negativ für andere Länder berichtet, ohne sich dabei an die eigene Nase zu fassen. Der folgende Artikel berichtet nicht über Moskau, sondern über eine jährlich am Nationalfeiertag stattfindende Veranstaltung: Auf dem Wiener Heldenplatz wird die jährliche Präsentation des Bundesheeres vorbereitet. Am 26. Oktober wird auf der Ringstraße die größte Militärparade der Zweiten Republik stattfinden. 3.000 Soldaten auf dem Heldenplatz und 4.000 bei der Parade präsentieren die komplette Gerätschaft des österreichischen Bundesheeres. 'Es werden Panzerfahrzeuge auf dem Ring fahren, Fußtruppen marschieren - alles, was an Mannschaften, Gerät und Tieren im Bundesheer zur Verfügung steht', so Peter Feeg vom Bundesheer. Aber wie immer ist das ja ganz etwas anderes und kostet natürlich auch kein Geld oder Menschenleben.


254. Prim. Dr. Andreas Winkler, Wien, in der 'Kronenzeitung' vom 3. Mai 2008 zum Thema Depressionen: Kaum eine andere Krankheit attackiert die Gesundheit des Menschen mit ähnlicher Gewalt wie die Depression. Jeder kann betroffen sein. Depressionen sind jedoch kein unabwendbares Schicksal, sondern vielmehr eine Krankkheit, die heute erfolgreich behandelt werden kann. Der erste Schritt aus der Erkrankung ist darüber zu reden. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Arzt. Er kann Ihnen helfen, das Lachen wieder zurück zu gewinnen. Ich habe mich im November 2005 vertrauensvoll an Dr. Peter Schwarzl gewandt, um mit ihm zu reden, mir von ihm helfen zu lassen. Statt mein Lachen zurückzugewinnen, bin ich in der Hölle gelandet!


255. 'Und obwohl ihr wisst, dass wir euch Deutsche nicht mögen, kommt ihr jedes Jahr brav zu uns auf Urlaub.' Martin G. Wanko in der 'Woche' vom 14. Mai 2008. Und am 4. Juni: 'Die Deutschen sind eine Mischkulanz aus faden Weißwürsten, staubtrockenen Laugenbrez'n und lauwarmem Weizenbier.'


256. Die 'Kleine Zeitung' vom 15. Mai 2008: Die 69 Jahre alte Helga B. hatte schlecht geschlafen. Das Herz tat ihr verdächtig weh. Und auch der hohe Blutdruck von 220:105 hatte nichts Beruhigendes. Doch ins Spital traute sich die übergewichtige Patientin nicht. Dort hatte man sie scharf zurechtgewiesen, als sie kürzlich mit ähnlichen Beschwerden aufgetaucht war: Sie sei kein Notfall, habe also in einer Klinik-Ambulanz nichts zu suchen. Diesmal rief Frau B. frühmorgens beim Kassen-Ambulatorium an. Und wurde auch dort abgeblockt: Sie habe keinen Termin, daher könne man keine EKG-Messung und keine Laboruntersuchung machen. 'Wir können nur den Blutdruck messen. Versuchen Sie es im Spital!' Patienten mit beginnendem Herzinfarkt auf Herbergssuche - Beispiele, wie dieses zeigen, dass unserem Gesundheitssystem nicht nur das Geld fehlt, sondern auch Steuerung. ... und Menschlichkeit. Kürzlich stand in derselben Zeitung geschrieben, wie wichtig es bei Herzbeschwerden sei, sofort zu reagieren. Es komme auf jede Sekunde an.


257. Kein Monat ist seit Amstetten vergangen - und schon steht die nächste monströse Tat in den österreichischen Schlagzeilen. 'Der Standard' am 14. Mai 2008: Ein 39-jähriger Mann hat in Wien und Oberösterreich seine Familie ausgelöscht haben, weil er hohe Geldschulden hatte. Mit einer Axt soll er zuerst seine Frau Barbara (42) und die gemeinsame siebenjährige Tochter Natalie in Hietzing getötet und dann seine Eltern in Ansfelden und seinen Schwiegervater in Linz erschlagen haben. In den Morgenstunden hat sich der Mann gestellt, so Oberstleutnant Thomas Stecher von der Kriminaldirektion 1. Die Tatwaffe - eine neuwertige Axt, die er offenbar extra für die Tat gekauft hatte - wurde in seinem Auto in einem Rucksack hinter dem Rücksitz gefunden. Die Attacken seien gezielt gegen den Kopf gerichtet worden, erklärte Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Fünf Familienmitglieder - einfach totgehackt!
Nach der Tragödie von Amstetten hält die ungeheuerliche Brutalität eines Fünffachmordes das Land weltweit auf den Titelseiten. Und schenkt man den Ferndiagnosen ausländischer Zeitungsreporter Glauben, scheint unter der glatten Oberfläche eines scheinbar geordneten österreichischen Alltags 'Das Böse' schlechthin zu lauern. 'Es ist typisch österreichisch, die Fassade zu wahren und nicht tiefer zu schauen', sagt der Theaterregisseur Florian Brüggler. 'Und wenn was passiert, dann reden wir lieber nicht darüber. Das macht vieles vielleicht so besonders grauslich'. (aus: 'Kurier' vom 18. Mai 2008)


258. Es war einmal ein kleines, verklemmtes Land, das es inmitten hoher Berge und an einem schmutzig-grauen Fluss gelegen, schwer hatte gegen seine südliche Nachbarn zu bestehen. In dem kleinen Land drückten die Berge, das schlechte Wetter, die vielen traurigen Nebel und braunen Flecken der Vergangenheit den Menschen aufs Gemüt. Den meisten in dem kleinen Land ging es ziemlich gut und sie hatten wenig Grund, dermaßen grantig durch die Gegend zu rennen. Mit Mundwinkeln, die von der Schwerkraft gezogen wurden. Die meisten waren nur dann gut drauf, wenn sie zu ihren südlichen Nachbarn auf Urlaub fuhren. 'Ach, ist es herrlich hier', riefen sie dann, 'diese Lebensfreude, diese Leichtigkeit, ganz anders als bei uns.' Nach 14 Tagen Lebensfreude kehrten sie traurig zurück in ihr Land und blieben mieselsüchtig bis zum nächsten Urlaub. (aus: 'Österreich' vom 16. Mai 2008)


259. Der Besuch eines Fußballspiels hat einen jungen SPÖ-Gemeinderat gehörig in Bedrängnis gebracht. Der 25-Jährige spricht von willkürlicher Polizeigewalt. Er will von Polizisten geschlagen worden sein, einen Freund haben Beamte gegen eine Mauer geworfen, sagte er. Passiert ist es Anfang April beim Heimspiel des TSV Hartberg gegen den GAK. Fest steht für ihn, dass die Polizei überzogen reagiert habe. Ein Beamter habe ihm ins Gesicht und in die Nieren geschlagen und in die Kniekehle getreten. Einem Freund, der die Szene fotografieren wollte, sei der Pullover über den Kopf gezogen worden, dann habe ihn ein Polizist gegen die Betonmauer geworfen. 'Niemand von uns hat sich gewehrt'. Polizeikommandant Martin Spitzer reagiert darauf gelassen. Würden Fans aggressiv, müsse gehandelt werden, sagt er. (aus: 'Kleine Zeitung' vom 18. Mai 2008)


260. Psychoanalytiker Erwin Ringel: 'Österreich ist eine Brutstätte der Neurose' (aus: 'Kurier' vom 18. Mai 2005)


261. Der 'Kurier' berichtet am 18. Mai 2008 über Ausländer in Österreich auf Arbeitssuche: Wie Untersuchungen zeigen haben Nachkommen von Gastarbeitern, obwohl sie hier geboren sind, immer noch Startschwierigkeiten am Arbeitsmarkt: Viele kommen nur in schlechteren Schulen unter, haben niedrigere Bildungsabschlüsse, landen so in unattraktiven Berufssparten. Nicht zuletzt kämpfen sie gegen Vorurteile: 'Die jungen Menschen sind ständig damit konfrontiert, sagt Soziologin Hilde Weiss, 'das Abstammungsdenken ist in Österreich schlimm. Die Türken sind in der Hirarchie ganz unten, gefolgt von den Polen. Menschen mit Migrationshintergrund sind benachteiligt.' Auch Vorurteile bleiben eine Hürde. One-Teamleiterin Blagica Stojanovic ist es passiert, dass ein Kunde nach einem Österreicher verlangt hat ... was im Taxi-Geschäft besonders weit verbreitet ist. Fahrgäste legen bei Anrufen häufig Wert darauf, dass sie kein Ausländer chauffiert.


262. Der Grazer Soziologe Franz Höllinger zur mangelnden Zivilcourage in Österreich: '... denn wir sind eben nach wie vor ein Volk mit Kuschermentalität, das beweisen ja auch einige internationale wissenschaftliche Studien.' (aus: 'Der Grazer' vom 18. Mai 2008)


Menschenverachtende Erfahrungen in Graz